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Adivasi-Netzwerk AMS:

Alternatives Handelsnetzwerk "Just Change"

Das ist "Just Change"

Just Change ist ein Handelsnetzwerk, welches Produzent/innen, Konsument/innen und Investor/innen gleichberechtigt miteinander verbindet, zum gegenseitigen Nutzen.

"Just Change" l?sst sich ?bersetzen mit "Gerechter Wandel", aber auch mit "Ver?ndere es einfach, jetzt".

In dem vom Adivasi-Netzwerk AMS 2006 mit initiierten alternativen Handelsnetzwerk "Just Change" vermarkten die Adivasi ihre Produkte zu fairen Preisen im Tausch mit anderen indischen Kooperativen. W?hrend einerseits die gemeinschaftliche Vermarktung den Produzent/innen eigene Einnahmen bringt, werden durch den gegenseitigen Handel mit t?glichen Konsumg?tern wie z.B. Tee oder Kokosnuss?l gleichzeitig die Lebenssituationen der anderen Beteiligten verbessert. Eine sozial gerechte und ?kologisch nachhaltige Wirtschaft wird bef?rdert. Statt von einem freien Markt an den gesellschaftlichen und ?konomischen Rand gedr?ngt zu werden, gestalten marginalisierte Bev?lkerungsgruppen den Handel zum gegenseitigen Nutzen aktiv mit, denn bei "Just Change" bestimmt nicht allein das eingebrachte Kapital. Beim Handelsmodell von "Just Change" sind Produzent/innen und Konsument/innen sowie auch Investor/innen gleichwertig am Gewinn beteiligt. 

Stan Thekaekara, Begr?nder von "Just Change":
"Soziale Unternehmer/innen m?ssen erkennen, dass unser gegenw?rtiger Markt das Problem ist - und deshalb kann man keine L?sung innerhalb dieses Marktes finden. So, wie der Markt strukturiert ist, wird Ungleichheit geschaffen. Der gegenw?rtige Markt ist das Problem und kann niemals die L?sung sein. Eine Alternative muss die L?sung sein.  ... Ich glaube an das Gute im Menschen. Menschen ?ndern ihr Verhalten, wenn sie die Chance dazu haben. Was wir momentan nicht haben, ist eine Handelsstruktur, welche den Menschen erlaubt, sich anders zu verhalten."

 

Das Problem

69 % der Bev?lkerung Indiens lebt auf dem Land (2011), 32 % der l?ndlichen Bev?lkerung sind Analphabet/innen, M?dchen und Frauen sind h?ufiger Analphabet/innen als Jungen und M?nner. Von den Adivasi, den indischen Ureinwohner/innen, leben sogar 90 % auf dem Land, und 41 % der Adivasi sind Analphabet/innen. Etwa jeder dritte Adivasi-Mann in Indien und jede zweite Adivasi-Frau in Indien k?nnen nicht lesen und schreiben. Millionen Produzent/innen in Landwirtschaft und Kleingewerbe fehlen Bildung und Kapital. Ihnen ist die gleichwertige Teilhabe am Markt, die Mitbestimmung an Handelsprozessen zum eigenen Nutzen verwehrt. Im freien Markt werden diese marginalisierten Bev?lkerungsgruppen weiter an den Rand gedr?ngt, in Armut, Verschuldung, Perspektivlosigkeit f?r die n?chste Generation.

Die Erfahrung: Abh?ngigkeit vom Weltmarkt

Dank des Adivasi-Netzwerks AMS wurden aus Tagel?hnern Teebauern: 1986 begannen die landlosen, verarmten und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Adivasi in der Gudalur-Region der s?dindischen Nilgiris-Berge, sich zu organisieren und um Landrechte zu k?mpfen, das Adivasi-Netzwerk AMS entstand. Der Kampf f?r Land- und Waldrechte h?lt noch immer an, doch ?ber die Jahre erhielt die Mehrheit der Adivasi Landrechte zwischen 2.000 m? und 1,2 ha zugesprochen. Adivasi-Familien begannen, mit Unterst?tzung von AMS und ACCORD Tee anzubauen: Denn die Teepflanzen, die bis zu 100 Jahre alt werden k?nnen, sichern den Adivasi den Landbesitz. Da Tee kontinuierlich geerntet werden kann, sind regelm??ige Einnahmen m?glich. Und mit dem Eintritt in den Hauptwirtschaftszweig der Nilgiris-Berge gingen die Adivasi den Schritt in die Mitte der Gesellschaft, gewannen Anerkennung und Selbstbewusstsein. Aus den Tagel?hnern waren Teebauern geworden, das monatliche Einkommen der Familien stieg um das Sechsfache an: von 400-600 Rupien auf 2.500-4.000 Rupien. Die Abh?ngigkeit der Adivasi von lokalen Landbesitzern schien f?r immer gebrochen. 1998 kauften AMS und ACCORD eine 70 Hektar gro?e Teeplantage als Landbesitz f?r die Adivasi mit der Vision, durch gemeinschaftlichen Teeanbau langfristig Einnahmen f?r die Bildungs- und Gesundheitsarbeit des Adivasi-Netzwerks zu schaffen.

Dann brachen in der zweiten H?lfte der 90er Jahre die Teepreise ein und entzogen der lokalen ?konomie den Boden. Bis dahin bekamen Adivasi pro Kilogramm Teebl?tter 18 bis 20 Rupien - pl?tzlich nur noch 10, dann 6 Rupien und manche Monate lediglich 3 Rupien pro Kilogramm Teebl?tter. Adivasi und andere Kleinbauern protestierten ?ffentlich, aber die Regierung kommentierte, sie k?nne nichts machen, da sich die Preise durch die Marktkr?fte bestimmten. W?hrend die Adivasi bei der Verletzung ihrer Landrechte gegen Landdiebe demonstrieren und rechtlich vorgehen konnten, erfuhren sie nun, dass der freie Markt ein anonymer Widersacher ist, gegen den sie als Kleinbauern nichts unternehmen und den sie nicht mitgestalten k?nnen.

Grafik-Teepreise webACCORD und ihr Partner ActionAid in Gro?britannien fanden heraus, dass zwar die Preise f?r die Produzent/innen eingebrochen waren, aber die Verbraucherpreise nicht gesunken und in einigen F?llen sogar gestiegen waren. Zeitgleich zum Preiseinbruch f?r die Produzent/innen verk?ndeten gro?e Teefirmen wie Tata Tea oder Unilever 40 % Gewinne f?r ihre Anteilseigner.

Heute sind die Teepreise f?r Nilgiris-Tee etwa 40 % niedriger als Anfang der 1990er Jahre, denn die Nachfrage nach Nilgiri-Tee auf dem Weltmarkt ist gesunken, u.a. durch die Verbilligung von indonesischem Tee, durch den Ausbau von Teeplantagen im Nordosten Indiens sowie aufgrund der vergleichsweise geringeren Qualit?t des Tees gegen?ber Premiumsorten.  

Die Erkenntnis: Fairer Handel ist gut - aber reicht nicht aus

Das Ziel des Fairen Handels ist es, sicherzustellen, dass die Produzent/innen unter menschenw?rdigen Bedingungen arbeiten und leben k?nnen und im Produktionsprozess die Umweltressourcen geschont werden. Im Fairen Handel zahlen die H?ndler einen fairen Preis f?r die Produkte, der die Deckung von Produktionskosten und faire L?hne beinhaltet sowie einen Mehrwert f?r Entwicklungsma?nahmen f?r die Produzent/innen vor Ort, f?r Investitionen in Bildung und Gesundheit f?r Dorfgemeinschaften zum Beispiel. Die Handelsbeziehungen sind langfristig und es gibt M?glichkeiten zur Vorabfinanzierung. Die Produzent/innen sind gemeinschaftlich in demokratisch organisierten Kooperativen organisiert oder streben dies mit Hilfe von Vertragspartner/innen an: Alle Kleinbauern und Produzent/innen sind an Entscheidungen beteiligt, die Gewinne werden aufgeteilt. Selbstverst?ndlich ist es Bedingung im Fairen Handel, dass soziale Rechte, sichere Arbeitsbedingungen und betriebliche Mitbestimmung gew?hrleistet sind.

Damit ist klar: Fairer Handel ist gut und unbedingt unterst?tzenswert. Auch die Adivasi der Gudalur-Region handeln Tee, Pfeffer und Seifen im Fairen Handel mit Partner/innen in Gro?britannien sowie in Deutschland in Partnerschaft mit uns, Weltl?den und Kirchengemeinden. Jedes Produkt, was ich als Konsument/in im Fairen Handel kaufe, ist ein Gewinn f?r Kleinbauern und Produzent/innen und sichert diesen faire Lebensbedingungen.

Doch in der Gudalur-Region wurde unseren indischen Partner/innen klar, dass der Faire Handel allein den Lebensunterhalt f?r die Hunderte Adivasi-Familien im Teeanbau nicht w?rde decken k?nnen. Bei geringen Weltmarktpreisen brachte selbst ein Aufpreis im Fairen Handel, aufgeteilt auf die gesamte Produktionskette, nur einen geringen Mehrwert f?r den einzelnen Adivasi-Teebauern. Zudem konnten und k?nnen lediglich zwischen 2 % und 10 % der Tee-Ernte der Adivasi im Fairen Handel mit Gro?britannien und Deutschland abgesetzt werden, trotz einer kurzzeitigen Zusammenarbeit mit dem gr??ten Fairhandels-Importeur gepa und einer zehn Jahre w?hrenden Zusammenarbeit mit dem Fairhandelshaus El Puente in Deutschland. Der Umsatz im Fairen Handel w?chst in Deutschland seit zehn Jahren kontinuierlich an; 2014 stieg der Umsatz um 31 %. Doch ist Fairer Handel noch immer eine Nische gegen?ber dem konventionellen Handel, sichtbar am Produkt Kaffee: Kaffee ist das meistverkaufte Produkt im Fairen Handel - der Absatz von fair gehandeltem Kaffee verdoppelte sich innerhalb der letzten vier Jahre - und trotzdem sind nur 3 von 100 Tassen Kaffee in Deutschland fair gehandelt. Entsprechend verh?lt es sich mit Tee im Teetrinkerland Gro?britannien. In Deutschland wird Tee wesentlich weniger getrunken als Kaffee: W?hrend 2014 in Deutschland 15.700 Tonnen fair gehandelter Kaffee verkauft wurden (13 % mehr als im Vorjahr), waren es 2014 lediglich 375 Tonnen fair gehandelter Tee - genauso viel wie im Vorjahr. (Quelle: http://www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/zahlen-fakten/).

Der Faire Handel reicht quantitativ (noch) nicht aus. Aber er hat noch weitere Beschr?nkungen. Der Adivasi Bomman findet, der Faire Handel ist nicht fair f?r die Konsument/innen. Er und sieben weitere Adivasi waren 1997 erstmals als unsere G?ste in Deutschland und besuchten Weltl?den und Sch?lerfirmen, lernten Ehrenamtliche und Unterst?tzer/innen kennen, die unseren fair gehandelten Adivasi-Tee auf St?nden, M?rkten und beim Evangelischen Kirchentag verkauften. Bomman brachte den Beziehungsaspekt ein und stellte in Frage, dass es nur um bessere Preise geht.

Bomman, Sekret?r im Adivasi-Netzwerk AMS, sagte: 
"Diese Menschen hier verkaufen unseren Tee, weil sie uns unterst?tzen wollen. Das hei?t, sie sind unsere Freunde. Wenn sie aber unsere Freunde sind - dann sollten sie weniger f?r unseren Tee bezahlen statt mehr."

Als gr??te Beschr?nkung des Fairen Handels erkannten unsere indischen Partner/innen aber, dass der Faire Handel, so lobenswert er auch ist, die Marktstrukturen nicht wirklich ver?ndert. Auch im Fairen Handel liegt die Macht bei den Kapitaleignern. Die Verlagerung vom konventionellen Handel zum Fairen Handel bringt lediglich eine Verlagerung vom ausbeuterischen Kapital zum wohlwollenden Kapital mit sich - aus dem Wunsch, Gutes zu tun, zahlen die H?ndler/innen und Konsument/innen mehr; aber die Produzent/innen sind weiterhin abh?ngig. Was die wohlwollend h?heren Preise mit sich bringen, ist auch, dass der Faire Handel Produkte au?er Reichweite von armen Konsument/innen stellt.

Die Erkenntnis: Adivasi k?nnen Handel gestalten

Die Adivasi in den Nilgiris-Bergen sind von den lokalen H?ndler/innen abh?ngig. Fast alle Produkte des t?glichen Bedarfes kaufen sie bei zugezogenen H?ndler/innen ein, im n?chsten Stra?endorf, in der Stadt Gudalur, mit ihrem Einkommen als Tagel?hner oder Teebauern. Das, was die Adivasi an Obst, Gem?se oder auch Reis anbauen, dient dem Eigenverbrauch und reicht auch daf?r nicht v?llig aus. Die Adivasi wohnen abgelegen und sind nicht sehr mobil, sind arm und k?nnen sich Preisvergleiche, billigere Saison- oder Gro?eink?ufe nicht leisten. Sie sind von den lokalen H?ndler/innen abh?ngig, zahlen die vorgegebenen Preise und verschulden sich auch bei den H?ndlern zu schlechten Konditionen.

Doch als Konsument/innen haben auch die Adivasi eine Macht. Dies wollten sie verstehen und starteten 2004 im Dorf Kozhikolli ein Experiment. Die Adivasi schlossen sich zusammen und kauften eine gr??ere Menge Reis zu einem g?nstigen Preis. Einen Monat lang verkauften sie gemeinschaftlich den Reis preiswert in ihrem Dorf. Alle, die mit jeder Rupie rechnen m?ssen, kamen und kauften hier g?nstig. Die Adivasi beobachteten, wie der Ladenbesitzer im Dorf immer weiter die Preise senkte. Sie verstanden, mit welcher Gewinnmarge er seinen Wohlstand vergr??erte, w?hrend ihre Armut blieb. Sie verstanden, wie abh?ngig sie von ihm waren und wie sie seinen Wohlstand mehrten. Aber sie sahen auch, wie abh?ngig der H?ndler von ihnen als Konsument/innen war.

"Just Change" entsteht

Die Adivasi untersuchten 2004 auch, wof?r sie Geld ausgeben. Das Ergebnis: 58% der j?hrlichen Gesamtausgaben einer Familie in H?he von 25.000 Rupien (damals etwa 450 Euro) wurden f?r Allt?gliches wie Essen und Kleidung ausgegeben. Das hie?, 2.500 Adivasi-Familien gaben j?hrlich die unglaubliche Summe von 36 Millionen Rupien (fast 650.000 Euro) f?r Essen und Kleidung aus. Das Gedankenexperiment ging weiter. Die Adivasi (die Tee anbauten) hatten Kontakte gekn?pft zu Produzent/innen in Kerala (die Kokosnuss?l und Seife herstellten) sowie in Orissa (die Reis und Dal anbauten) und ?berlegten gemeinsam: Die 36.500 Familien in ihren Kooperativen geben j?hrlich 220 Millionen Rupien nur f?r f?nf Alltagsprodukte aus: 3,9 Millionen Euro nur f?r Reis, Kokosnuss?l, Tee, Seife und Dal (Linsen).

Was f?r eine Summe war das, was f?r ein Markt, was f?r eine Macht, wenn sie den Handel miteinander gemeinsam gestalten k?nnten!

Bereits in den 1990ern hatten die Adivasi in Gudalur und Weberinnen in Madurai die Erfahrung gemacht, dass sie miteinander zum gegenseitigen Nutzen handeln k?nnen. Eine Gruppe von Weberinnen verkaufte ihre handgewebten Saris beim monatlichen All Team Meeting in Gudalur f?r 125 Rupien. In Gudalur bezahlte man f?r vergleichbare Saris 250 Rupien - und in Madurai bekamen die Weberinnen nur 75 Rupien. Der Tee in Madurai wiederum kostete in Gudalur das Zwei- bis Dreifache dessen, was er in Gudalur kostete. Die Weberinnen kauften von dem Gewinn aus dem Sariverkauf Tee und verkauften diesen in Madurai weiter. 

2006 wurde die "Just Change India Producer Company Limited" (JCIPC) in Gudalur gegr?ndet - vom Adivasi-Netzwerk AMS in Gudalur im Bundesstaat Tamil Nadu, vom Frauen-Selbsthilfegruppen-Netzwerk SAWARD in Kozhikode im Bundesstaat Kerala, vom Frauen-Selbsthilfegruppen-Netzwerk BVM in Nilambur im Bundesstaat Kerala sowie von der Adivasi-Organisation SVA im Bundesstaat Orissa. Sie begannen, zun?chst mit drei Produkten zu handeln - mit Tee, Reis und Kokosnuss?l. 100.000 Rupien Kapital wurden generiert durch die Vergabe von Anteilen an diese vier Gruppen, 10.000 Anteile f?r je 10 Rupien. Organisatorisch wird "Just Change" zudem vom Just Change Trust getragen, im Stiftungsrat sind die Produzent/innen-Gruppen und indische Expert/innen als Mitbegr?nder von "Just Change" vertreten. 

"Just Change" heute

Seidem ist das alternative Handelsnetzwerk "Just Change" gewachsen. Heute ist "Just Change" in 250 D?rfern in vier indischen Bundesstaaten aktiv, mindestens 10.000 Familien profitieren direkt. Es gibt Handelskontakte mit Erdnussbauern im Bundesstaat Andhra Pradesh. Fischerfrauen in Nagapattinam an der Ostk?ste Tamil Nadus brechen ihre Abh?ngigkeit vom Fischabsatz auf, indem sie auch Adivasi-Tee vermarkten - bis 2014 f?nf Tonnen Tee. Eine Kooperative in Madurai in Tamil Nadu beteiligt sich mit dem Handel von Chilli, Koriander, Tamarinde und Dal (Linsen). Gehandelt wird mit einem Netzwerk von 700 Reisbauern in Tamil Nadu. Erste "Just Change"-L?den arbeiten in Kerala - ?hnlich den in Deutschland entstandenen Regionall?den werden hier so weit wie m?glich die Produkte des t?glichen Bedarfs von lokalen Kleinfarmern, Kooperativen und Kooperativen im "Just Change"-Netzwerk verkauft. Vielversprechende Kontakte gibt es zu den 13 Theeramythri Superm?rkten in Kerala, die von je 20 Frauen der Fischer-Gemeinschaft, betroffen vom Tsunami 2004, gemeinschaftlich gef?hrt werden. Gro?es Potential bieten die Kudumbashree Consumer Groups in Kerala: Dieses 1998 von der Regierung Keralas gegr?ndete Netz von Klein-Manufakturen, Home Shops, Food Festivals, Caterings und Caf?s hat 3,7 Millionen Mitglieder und erreicht 50% der Haushalte im Bundesstaat Kerala. Erste Kontakte gibt es bereits.

"Just Change" verbindet Konsument/innen und Produzent/innen - und mit diesen Beziehungen werden Entscheidungen anders getroffen. Delegierte der Frauen-Selbsthilfegruppen in Kerala kamen zu Besuch zu den Adivasi-Teebauern nach Gudalur. Bei diesem Besuch wollten die Frauen eigentlich eine Preissenkung f?r den Tee erfragen. Aber als sie sahen, wieviel Arbeit im Tee steckt und wie schwer es die Teebauern haben, beschlossen sie stattdessen, ihren Frauengruppen eine Preiserh?hung um 10 Rupien vorzuschlagen und so kam es dann auch.

"Just Change" vernetzt Konsument/innen und Produzent/innen auch mit Investor/innen. Ohne Kapital geht es nicht - denn die Produzent/innen k?nnen nicht auf Bezahlung warten und die Konsument/innen bezahlen in der Regel nicht vorab. Dies Problem ist global und so zahlen in den hierzulande entstehenden Farmen der "Solidarischen Landwirtschaft" die teilnehmenden Konsument/innen vorab f?r die Produkte der kommenden Saison, um den Bauern Arbeitskapital zu erm?glichen.

2012 startete "Just Change" ein Pilotprojekt mit Partizipativem Kapital im Handel mit einem Netzwerk von 700 Reisbauern an der Ostk?ste Tamil Nadus. "Just Change" kaufte dank des Partizipativen Kapitals von Just Change und Unterst?tzer/innen 20 Tonnen Reis, mahlte den Reis und kochte die H?lfte zweifach vor, wie es markt?blich ist in Kerala, und verkaufte den Reis - zur H?lfte an die Just Change-L?den in Kerala, zur H?lfte an den offenen Markt. Ein Profit von 8 % wurde erzielt - mit gr??erer Erfahrung und Effizienz seien auch 12 % m?glich, errechneten die Beteiligten. 

"Just Change" wurde gegr?ndet, um die negativen Auswirkungen der freien Markt?konomie f?r benachteiligte Gemeinschaften zu verringern - und diese zu bef?higen, als gleichberechtigte und starke Partner am Marktgeschehen teilzunehmen. 

Markt-GrafikDabei arbeitet "Just Change" mit Organisationen, die bereits erfolgreich mit Gemeinschaften f?r sozialen Wandel arbeiten. Eine Mitgliedsgruppe umfasst mindestens 2.000 teilnehmende Familien. Die Gruppen sollen gleichzeitig Produzent/innen und Konsument/innen sein. Neben den gegenseitigen Handelskontakten zwischen Mitgliedsgruppen gibt es auch Handelskontakte zu Gemeinschaften, die noch nicht Mitglied geworden sind, es aber werden k?nnen. Auch werden Produkte von den Produzent/innen auf dem offenen Markt verkauft, wenn der Absatz im Netzwerk nicht ausreicht. Und schlie?lich kann "Just Change" als Gro?h?ndler agieren und ein Produkt, momentan Reis, auf dem offenen Markt einkaufen und damit den Mitgliedsgruppen ein besseres Produkt zu einem g?nstigeren Preis anbieten. Ziel von "Just Change" ist es, auch den Reis als "Just Change"-Produkt anzubieten, wie dies im Pilotprojekt gelang. F?r diese und weitere Aktivit?ten ist "Just Change" auf der Suche nach Kapital.

 

Partizipatives Kapital

2011 wurde das Partizipative Kapital ins Leben gerufen, von "Just Change" in Zusammenarbeit mit dem Global Institute for Tomorrow bei einer Konferenz in Bangalore. Im M?rz 2012 startete das Pilotprojekt des Partizipativen Kapitals - der erfolgreiche Handel mit 20 Tonnen Reis zwischen einem Netzwerk von Reisbauern an der s?dindischen Ostk?ste und den Just Change-L?den und dem Konsument/innen-Netzwerk an der s?dindischen Westk?ste.

Eine Herausforderung bleibt es, Kapital einzuwerben.

Stan Thekaekara, Begr?nder von "Just Change":
"Ein soziales Unternehmen kann sehr leicht Kapital einwerben, denn es gibt einen ?berschuss an Kapital in der Welt. Es gibt Fonds f?r soziale Unternehmen und sogar Banken sind heute bereit, Kapital f?r soziale Unternehmen zu geben. Wenn man also ein Gesch?ftsmodell hat und ein Unternehmen, das zeigt, dass Profit m?glich ist, dann ist die Aquirierung von Kapital ?berhaupt kein Problem. Aber wenn du ein unternehmerisches Modell hast, welches versucht, Ver?nderung herbeizuf?hren, die Spielregeln zu ver?ndern, so wie wir das mit 'Just Change' anstreben, dann ist es schwierig, Kapital einzuwerben, weil die traditionellen Kapitalquellen unsere Arbeit finanziell als hoch riskant einsch?tzen. Wir sind riskant, weil wir entdecken, weil wir Neues erdenken und erschaffen, innovativ sind und weil wir keinen Beweis haben, das unser Modell funktionieren wird etc. etc. Unser Wachstum ist auch sehr langsam, weil wir organisch wachsen. Wir versuchen, die Jahrhunderte alte Art und Weise des Handels zu ver?ndern. Wir k?nnen also nicht schnell wachsen. Wir m?ssen neue Wege finden, Kapital zu aquirieren. Ganz neue Wege, die auf neuen Werten basieren. Das Kapital muss die Werte mittragen, die wir mit 'Just Change' propagieren und welche die Produzent/innen und Konsument/innen bewegen."

Partizipatives Kapital

 

  1. Im Handelsnetzwerk "Just Change" hat das eingebrachte Kapital im Gegensatz zum Kapital im konventionellen Markt keine gr??ere Macht als sie die Produzent/innen und Konsument/innen haben, denn sowohl Kapital, als auch Arbeit und Ressourcen wie Land, Wissen, Zeitaufwand sowie die Einnahmen durch den Verkauf werden ben?tigt. Produzent/innen, Konsument/innen und Investor/innen sind gleichberechtigt.
  2. Alle Akteure teilen das Risiko und die Verantwortung f?r ein gerechteres ?konomisches System.
  3. Der gemeinschaftliche und soziale Nutzen ist entscheidend - statt von "Profit" wird bei "Just Change" der "Nutzen" (benefit) angestrebt. Dieser Nutzen dieser kann und soll auch finanziell sein, zum Beispiel geringere Kosten f?r Konsument/innen, h?here Preise f?r Produzent/innen, Gewinnaussch?ttung. Der Nutzen kann und soll aber auch nicht-monet?r sein, wie zum Beispiel mehr lokale Besch?ftigung, mehr Beteiligung an Entscheidungen oder der Erhalt des ?kologischen Gleichgewichts. Dies wird zum Beispiel deutlich am Adivasi-Honig, der auch im "Just Change"-Netzwerk vermarktet wird. W?hrend eine Kooperative zum Beispiel mehr Seifen produzieren kann, um mehr gewinne zu erzielen, kann es bei einer Gemeinschaft von Wald-Honig jagenden Adivasi nicht nur um Gewinn-Steigerung gehen. Eine solch einseitige Ausrichtung m?sste die Ertragssteigerung anstreben und w?rde unweigerlich die Zerst?rung des ?kologischen Gleichgewichts bedeuten.
  4. Der Nutzen (der nicht nur finanziell ist, aber auch) wird zwischen Konsument/innen, Produzent/innen und Investor/innen nach dem Grad der Partizipation und nach ?konomischer Gerechtigkeit aufgeteilt.

 

Die Zukunft von "Just Change"

Die Herausforderungen sind gro?: Die erste Herausforderung ist, dass die marginalisierten Gemeinschaften erkennen, dass sie im Marktgeschehen nicht machtlos sind. Eine Herausforderung ist es auch immer wieder, mit den Werten von Nichtregierungsorganisationen wie ein Unternehmen zu handeln; Ziele, die mit dem Markt nichts zu tun haben, im Markt zu erreichen und mit fehlendem Gesch?ftsverst?ndnis bei Produzent/innen und Konsument/innen umzugehen. Eine anhaltende Herausforderung ist auch die Konkurrenz im Markt, der von Akteuren mit mehr Erfahrung und mehr Kapital bestimmt wird, auch angesichts der Tatsache, dass Konsument/innen ihre Kauf-Entscheidung doch vor allem auf der Basis von Preisen treffen.

Die Ziele von "Just Change" sind es, mehr Konsument/innen-Gruppen und mehr Investor/innen f?r Partizipatives Kapital zu erreichen, die Kontakte zu Produzent/innen im Netzwerk weiter zu verbessern und die Gesch?ftsabl?ufe zu verbessern. Und schlie?lich m?chten unsere indischen Partner/innen das Modell von "Just Change" in andere Teile der Welt tragen.

"Just Change" m?chte weiter wachsen und zum Nachahmen anregen, ?berall auf der Welt - f?r einen alternativen Handel zum Nutzen benachteiligter Bev?lkerungsgruppen, f?r sozial gerechte und ?kologisch nachhaltige Entwicklung.

Foto Stan
Stan Thekaekara, Mitbegr?nder unserer indischen Partnerorganisation ACCORD und Begr?nder des alternativen Handelsnetzwerks Just Change in Indien:
?Perhaps one day we will have a society where we can proudly say the poor are no longer with us. Because poverty has been eradicated and not just alleviated, because justice has been done.?

 
Der Teeanbau der Adivasi brachte die Entstehung des alternativen Handelsnetzwerks "Just Change" ins Rollen. Ohne die gemeinschaftliche Adivasi-Teeplantage g?be es wohl auch kein Handelsnetzwerk Just Change, von dem heute bereits 10.000 Familien direkt profitieren. 

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