ATP - Ueber Adivasi
Adivasi-Netzwerk AMS:
Adivasi-Teeplantage
Die Nilgiris-Bergen sind seit der britischen Kolonialherrschaft das gr??te Teeanbaugebiet S?dindiens. Teeanbau ist der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Region und kapitalintensiv. Als solcher wird der Teeanbau von reichen Grundbesitzer/innen, Unternehmen und internationalen Konzernen betrieben. Die Adivasi stehen ganz unten in der gesellschaftlichen Hierarchie Indiens, sind besonders ausgegrenzt und benachteiligt, schlechter gebildet und ?rmer.
1986 begannen die Adivasi der Gudalur-Region, sich gegen Landverlust, Ausbeutung und Armut zu wehren. Die ersten Erfolge gab es bald: die Adivasi-Familien erhielten Landrechte. Auf diesem Land bauten die Adivasi-Familien ab etwa 1987 Teepflanzen an, unterst?tzt von ACCORD. Mehrere Argumente sprachen f?r den Teeanbau: Teepflanzen sichern den Landbesitz, denn die Pflanzen k?nnen 100 Jahre alt werden und lassen sich nicht einfach ?ber Nacht beseitigen. Mit dem Teeanbau erhalten Adivasi ein regelm??iges Einkommen, denn Tee l?sst sich kontinuierlich das ganze Jahr ?ber ernten, im Gegensatz zu Kaffee. Und schlie?lich w?rden damit die Adivasi in den Hauptwirtschaftszweig der Region vordringen, in die Mitte der Gesellschaft.
Anfang der 1990er Jahren bauten etwa 1.000 Adivasi-Familien auf ihrem St?ck Land Tee an. Und: Die Teeplantage "Madhuvana" in den s?dindischen Nilgiris-Bergen ist wohl die einzige Teeplantage im Besitz von Adivasi in Indien.
Adivasi-Teeplantage: Von der Vision zur Wirklichkeit
Mari Thekaekara, Mitbegr?nderin unserer Partnerorganisation ACCORD, erinnert sich:
"Etwa 1994 erkannten wir in Gudalur , dass das Adivasi-Krankenhaus und die Adivasi-Schule noch langfristig finanzieller Unterst?tzung von au?en bed?rfen werden. Diese Einrichtungen sind nach wie vor f?r die Adivasi sehr wichtig. Sie geh?ren ihnen und ?ffnen ihnen T?ren in die ?brige indische Gesellschaft. Aber obwohl das Einkommen der Adivasi-Familien seit den Tagen der Sklaverei und Schuldknechtschaft deutlich gestiegen ist, ist es ihnen dennoch nicht m?glich, f?r ihre Gesundheitsf?rsorge oder die Bildung der Kinder g?nzlich selbst aufzukommen. Da entstand eine neue Idee: ein eigenes St?ck Land, das genug Gewinn f?r Gesundheitsf?rsorge und Bildung etc. abwirft. In der Vergangenheit war der Wald im Gemeinschaftsbesitz der Adivasi und erf?llte alle ihre Bed?rfnisse - nun brauchten sie wiederum einen gemeinsamen Besitz."
Eine Teeplantage ? Landbesitz f?r landlose Adivasi, Arbeit und Einkommen f?r arme Gelegenheitsarbeiter/innen und ein Schritt in die Mitte der Gesellschaft, denn Teeanbau war der Hauptwirtschaftszweig der Region, den niemand ungebildeten, verarmten und ausgeschlossenen Adivasi zutraute, und Tee ein Weltmarktprodukt. Und die Vision, dass die Gewinne der Teeplantage die Entwicklungsarbeit der Adivasi unabh?ngig von Geldgebern machen k?nnte. Die erste Idee zur Plantage entstand ?brigens bei unserer ersten Begegnungsreise mit den indischen Partner/innen 1994 in Deutschland, als wir gemeinsam ?berlegten, was den Adivasi nachhaltige Selbsthilfe erm?glichen w?rde.
Im Mai 1995 wurde in Gudalur beschlossen, eine Teeplantage zu kaufen. An dieser Entscheidung waren alle beteiligt, denn sie wurde auf einem Mahasabha getroffen ? auf einem gro?en Treffen aller ACCORD-Mitarbeiter/innen und zahlreicher Adivasi-Dorfr?te. Nun musste das Geld zum Kauf der Plantage aufgetrieben werden. Dies war nicht einfach. Viele Geldgeber wurden nur in den ?rmsten Bundesstaaten Indiens aktiv, zu denen Tamil Nadu nicht geh?rt. Urspr?nglich wollten ACCORD & AMS die Plantage mit einem Kredit von EDCS in den Niederlanden kaufen. Aber EDCS erhielt keine Erlaubnis der Reserve Bank, das Geld nach Indien einzuf?hren und forderte schlie?lich sehr hohe Zinsen. Zudem war inzwischen, drei Jahre waren seit den ersten Gespr?chen vergangen, der Preis f?r die Plantage stark gestiegen. ACCORD & AMS lehnten den Kredit von EDCS unter diesen Bedingungen ab. Eine noch bessere L?sung fand sich jedoch bald darauf 1998:
Eine britische Stiftung, der Charities Advisory Trust (CAT), vergab einen zinslosen Kredit. Deren Gr?nderin Hilary Blume hatte die Arbeit von ACCORD & AMS bereits kennen und sch?tzen gelernt und unterst?tzte bis heute mehrfach die Arbeit in Gudalur mit Spenden und Zusch?ssen. Aber: Auch ein zinsloser Kredit muss zur?ckgezahlt werden. Wie sollte die R?ckzahlung des zinslosen Kredits zum Kauf der Teeplantage gelingen? Es war absehbar, dass die Teeplantage dies nicht auch noch w?rde leisten k?nnen. Der Kredit konnte jedoch nicht aufgenommen werden, wenn die R?ckzahlung nicht absehbar war. Hierbei sprangen die Studierenden unseres Adivasi-Tee-Projekts ein: Wir sagten zu, Spenden f?r die R?ckzahlung des zinslosen Teeplantagenkredits einzuwerben. Nach vielen Diskussionen und ?berlegungen luden wir 1997 die erste Gruppe von Adivasi zum Deutschen Evangelischen Kirchentag ein es begann unsere Spendenwerbung zugunsten der Adivasi-Teeplantage.
Am 20. Juni 1998 kaufte unsere indische Partnerorganisation ACCORD mit einem zinslosen Kredit der britischen Stiftung Charities Advisory Trust die Teeplantage ?Madhuvana? (Honigwald) f?r 23,5 Millionen Rupien (etwa 500.000 Euro). Unser Adivasi-Tee-Projekt hat die moralische Verantwortung ?bernommen, den zinslosen Kredits zum Kauf der Adivasi-Teeplantage zur?ckzuzahlen.
Die Adivasi-Teeplantage liegt auf etwa 1.000 Meter H?he in den s?dindischen Nilgiris-Bergen. Sie liegt nahe der Kleinstadt Devala, etwa 30 km von der Kleinstadt Gudalur entfernt. Die Teeplantage ist etwa 71 Hektar gro? und ist damit mittelgro?. Auf ca. 41 Hektar wird Tee angebaut, auf ca. 8 Hektar w?chst Kaffee. Dazwischen w?chst Pfeffer an den schattenspendenen Silbereichen. Etwa 20 Hektar werden als Urwald erhalten.
Unsere gro?e Vision - und die Realit?t der Adivasi-Teeplantage heute
Die Vision, die unsere indischen Partner/innen und wir beim Kauf der Adivasi-Teeplantage 1998 hatten - die Bildungs-, Gesundheits- und Entwicklungsarbeit der Adivasi zu finanzieren -, hat sich nicht erf?llt. Zu gering waren die Gewinne der Teeplantage selbst in Jahren guter Ernte und hoher Teepreise.
In den ersten Jahren wurde viel Zeit, Arbeitskraft und Geld investiert, um die Teeplantage zu verbessern: Brachland und L?cken in den Teereihen wurden bepflanzt ? die Teepflanzen daf?r wurden in der eigenen Baumschule herangezogen. Adivasi wurden ausgebildet, Erntemenge und Qualit?t verbessert. Eine Zufahrtsstra?e wurde gebaut, Unterst?nde zum Lagern der Teebl?tter, ein Bungalow. Ein neuer Laster wurde angeschafft u.v.m. L?hne und Sozialleistungen mussten bezahlt werden. Das Management lag ganz in Adivasi-Hand und war so erfolgreich, dass dies den Adivasi viel Achtung und Anerkennung einbrachte. In manchen Jahren arbeiteten 70 Festangestellte Adivasi auf der Plantage sowie Saisonkr?fte. Kaffee wurde angepflanzt, Pfeffer geerntet. Die Teeplantage konnte sich schlie?lich selbst tragen.
Dennoch wurde deutlich, dass selbst bei einer erhofften Steigerung der Einnahmen die Teeplantage nur ein Standbein f?r die Finanzierung der Entwicklungsarbeit der Adivasi wird sein k?nnen - angesichts der Abh?ngigkeit von den Weltmarktpreisen und angesichts der Tatsache, dass maximal 10% der Tee-Ernte ?ber den fairen Handel in Deutschland, England und Indien verkauft wurden.
Aber die Effekte der Teeplantage gehen ?ber das Finanzielle hinaus:
Die gemeinschaftliche Vermarktung der Teebl?tter half auch Adivasi-Kleinbauern. Und es war die Teeplantage, welche den Ansto? zum Aufbau von Just Change gab - ein alternatives Handelsnetzwerk indischer Kooperativen, von dem ca. 40.000 Familien in vier indischen Bundesstaaten profitieren.
F?r die Kultur und die Identit?t der Adivasi spielt ihre Teeplantage eine gro?e Rolle: Die Adivasi sehen die Plantage als Symbol der Adivasi-Identit?t, als einen Ort f?r alle Adivasi im Gudalur-Tal. Als Gemeinschaftsbesitz kn?pft die Plantage an alte Traditionen der Adivasi an, die keinen Individualbesitz kannten und Ertr?ge nach Bed?rftigkeit aufteilten. Wald, traditionelle Lebensgrundlage der Adivasi, wird auf der Plantage erhalten, Obstb?ume f?r Adivasi-D?rfer wurden herangezogen, Heilkr?uter angesiedelt.
Ein heiliger Ort auf der Teeplantage betont deren kulturell-religi?se Bedeutung. Dort treffen die Lebenden mit den Geistern ihrer Vorfahren zusammen. Dieser heilige Ort verbindet Welten und ist ein spirituelles Zentrum der Gemeinschaft. Die Adivasi kommen hier f?r religi?se Zeremonien und ihr Adivasi-Festival zusammen, um T?nze, Lieder und Traditionen zu pflegen.
Auf der Plantage finden Arbeitstreffen, Trainings, Workshops und Kinder-Camps statt. Hier lernen Kinder und Jugendliche den Wald als eine identit?tsstiftende Grundlage iher Gemeinschaft kennen. Die Plantage f?rdert Gemeinschaftsgef?hl und gemeinschaftliche Entwicklung.
Surendiran, Adivasi der Mullukurumba und bis zu seinem k?rzlichen Tod Lehrer an der Adivasi-Schule, sagte:
"Die Teeplantage ist eine Schule ohne Geb?ude. Wir nutzen die reiche Natur in der Plantage und Umgebung, um Naturwissenschaft, Geographie, ?kologie, Medizin und Landwirtschaft hier ganz praktisch zu unterrichten. Die Plantage kommt allen Adivasi zugute, und nicht nur denen, die dort arbeiten. Unsere Kinder sollen lernen, stolz darauf zu sein, wer sie sind und die Gesellschaft als aktive Mitglieder zu gestalten."
Die Adivasi sind sich bewusst, dass sie f?r die Zukunft beides brauchen: Die Gemeinschaft der Adivasi, um nicht als Einzelne im ?berlebenskampf unterzugehen, aber auch das R?stzeug, in der modernen Welt bestehen zu k?nnen. Der eigene Landbesitz an der Plantage mit dem St?ck Urwald ist perfekt geeignet, moderne Bildung mit der Vermittlung von traditionellem Wissen zu verbinden. Adivasi-Kinder aus den D?rfern und von der Adivasi-Schule lernen auf Exkursionen auf der Adivasi-Teeplantage. Camps vor Beginn des Schuljahres richten sich v.a. an Kinder und Jugendliche, welche die Schule abbrachen und motivieren sie zum Lernen. Surendiran sagt: ?Es gibt eine kulturelle Beziehung zur Aktivit?t, und so macht es allen viel mehr Spa?.?
In einer Gemeinschaft tr?gt jeder und jede verschiedene Gaben bei und doch ist die Gemeinschaft mehr als die Gaben der Einzelnen. Die Adivasi im Gudalur-Tal haben ihre eigenen Sprachen und Traditionen als Mullukurumba, Bettakurumba, Irula, Panniya oder Kattunaiken. Als Adivasi teilen sie die Gefahr des Verlustes ihrer Kultur und Traditionen und der drohenden Vereinzelung. Durch ihre Gemeinschaft im Adivasi-Netzwerk AMS sind sie stark. Sie lernen gemeinsam und gehen zusammen ihren Weg durch eine sich ver?ndernde Welt. Ihre Kleidung mag sich ?ndern ? aber sie wollen nicht ihre Identit?t und W?rde verlieren.
Doch die Teeplantage selbst k?mpft mit Schwierigkeiten. Die indische Gesellschaft ?ndert sich und es ist heute schwierig, Arbeitskr?fte f?r das Teepfl?cken zu finden - junge Menschen wollen nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten, finden bessere Jobs oder verlassen die Region. Arbeitslose Adivasi verlassen heute ihre D?rfer, um in den Textilfabriken in Coimbatore und anderswo zu arbeiten. Etliche Teeplantagen schlossen. Andere besch?ftigen arme Migrant/innen aus Nordindien, z.B. Jharkhand. Die Konkurrenz um Arbeitskr?fte f?hrt zu einem Anstieg der L?hne. Gute L?hne und Sozialleistungen sind so kein Alleinstellungsmerkmal der Adivasi-Teeplantage mehr. Auch f?r die Adivasi ist die abgelegene Teeplantage so nicht attraktiver ? und vor den wilden Elefanten haben viele zu Recht Angst. Der aufgestellte elektrische Solarzaun zum Schutz vor Elefanten musste auf Weisung der Regierung abgestellt werden. So kommt es, dass in den neu gebauten Wohnh?usern auf der Teeplantage statt 12 Adivasi-Familien nur vier Adivasi-Familien wohnen. Nur etwa 30 festangestellte Adivasi arbeiten heute auf der Plantage. Die Preise f?r Nilgiris-Tee sind allgemein gefallen und die Plantage arbeitet zur Zeit nicht profitabel. Gro?en Teeplantagen verhilft eine eigene Teefabrik zu h?heren Profiten.
Doch verkaufen wollen ACCORD und Adivasi die Plantage nicht - obwohl das Land heute drei Mal so viel wert ist. ?kotourismus ist im Aufbau als wirtschaftliches Standbein. Auch Sie k?nnen die Adivasi-Teeplantage als G?ste der Adivasi-?kotourismus-Initiative Ecoscape besuchen (www.ecoscape.co.in). Weitere Ideen werden derzeit diskutiert. Der Landbesitz ist den Adivasi wichtig. Gebracht hat er den Adivasi Selbstvertrauen, Partizipation auf Augenh?he weit ?ber die Region hinaus. Entstanden sind Dynamik und Erfolge in der Bildungs- und Gesundheitsarbeit der Adivasi, die Mitte der 1990er Jahre noch niemand f?r m?glich gehalten h?tte.
Mohan, ein Adivasi der Paniya, war fr?her Gelegenheitsarbeiter. Er fand Arbeit auf der Adivasi-Teeplantage und sagte:
?Seit wir die Plantage gekauft haben, hat sich das Leben der Adivasi hier ver?ndert; wir hungern nicht mehr.?
Kichen, Adivasi der Paniya und erfahrener Pfleger am Adivasi-Krankenhaus, wei?:
?Unser Gesundheitsprogramm hat viele bemerkenswerte Dinge hervorgebracht. Es gibt fast keine M?ttersterblichkeit mehr, die Kindersterblichkeit wurde erheblich verringert, alle Kinder sind geimpft und unsere Gesundheitsvor- und F?rsorge sind von sehr guter Qualit?t.?
Doch viele Herausforderungen und Unsicherheiten liegen vor den Adivasi.
Der Landbesitz an der Teeplantage ist den Adivasi ihre Versicherung f?r die Zukunft.
T.K. Ayyappan, Adivasi der Mullukurumba und seit langem aktiv im Adivasi-Netzwerk AMS, insbesondere in der Teevermarktung, sagt:
"Wir wollen unsere Gemeinschaft erhalten. Deshalb brauchen wir unsere Teeplantage."
Wir danken Ihnen f?r Ihre Unterst?tzung und Spende zugunsten der Adivasi-Teeplantage.
DEMO
Adivasi-Netzwerk AMS:
Gesundheitsarbeit
Auf einem H?gel in der N?he der Stadt Gudalur liegt das Adivasi-Krankenhaus. Es ist der Ort, an dem Gesundheitsarbeit unserer indischen Partner/innen f?r etwa 300 Adivasi-D?rfer koordiniert wird.
Unsere indische Partnerorganisation ACCORD begann in Gudalur 1986 als eine Organisation, welche die Adivasi in ihrem Kampf um Landrechte unterst?tzte. Innerhalb von zwei Jahren gr?ndeten sich ?ber 200 Dorfgruppen (sangams), welche sich zum Adivasi-Netzwerk AMS zusammen schlossen, welches bis heute die repr?sentative Selbsthilfe-Organisation der Adivasi ist. Doch neben den Problemen des Landverlustes sprachen die Dorfgruppen immer wieder auch die gesundheitlichen Probleme der Gemeinschaft an. Viele Adivasi starben an vermeidbaren Krankheiten, die M?tter- und Kindersterblichkeit waren sehr hoch. Dabei wurde nach ?rzten und ?rztinnen gesucht, die helfen k?nnten, diese Situation zu verbessern. 1987 erkl?rte sich das junge indische ?rzte-Ehepaar Roopa und Deva bereit dazu.
D?rfliche Gesundheitsarbeit
Die Priorit?t lag zun?chst darauf, unter den Adivasi Gesundheitsarbeiter/innen (sogenannte health worker) auszubilden. Diese Adivasi wurden von den Dorfgruppen ausgew?hlt. Sie arbeiteten dezentral in den D?rfern und leisteten eine Basisversorgung: Sie behandelten unkomplizierte Krankheiten und erkannten, wann jemand einer Behandlung im Krankenhaus bedurfte. Sie impften die Kinder und f?rderten das Wissen ?ber Gesundheit und Ern?hrung. Als die Gesundheitsarbeiter/innen Ende der 1980er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, starben noch viele Kinder an Durchfall, weil traditionell angenommen wurde, dass man bei Durchfall nichts trinken solle. Allein diesen Glauben zu ver?ndern, rettete vielen Kindern das Leben. Innerhalb weniger Jahre gab es fast keine vermeidbaren Todesf?lle bei Geburt oder durch Durchfall mehr.
Inzwischen arbeitet in jedem der acht Gebiete (areas), in welche das Adivasi-Netzwerk die Region um Gudalur aufteilt, mindestens ein Adivasi in der d?rflichen Gesundheitsarbeit der Adivasi. Die Gesundheitsarbeiter/innen bieten eine M?glichkeit f?r die Adivasi, eine Basis-Gesundheitsversorgung zu bekommen, ohne bis in die Stadt nach Gudalur fahren zu m?ssen, was in den abgelegenen Adivasi-D?rfern mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist. Die Gesundheitsarbeiter/innen sind zum Beispiel daf?r verantwortlich, die Therapie von Patient/innen mit Tuberkulose zu ?berwachen - bei Tuberkulose ist es besonders wichtig, die Medikamente ?ber einen langen Zeitraum regelm??ig einzunehmen.Au?erdem findet weiterhin Bildung zu gesundheitlichen Themen statt, die in der Adivasi-Gemeinschaft besonders relevant sind: gr??tenteils Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Durchfall, Hepatitis, aber auch zunehmend HIV/Aids. Auch gesunde Ern?hrung ist ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsbildung. Der Kampf gegen Alkoholabh?ngigkeit ist in der Adivasi-Gemeinschaft ein wichtiges Anliegen.
Das Training der Adivasi-Gesundheitsarbeiter/innen lieg seit einiger Zeit in H?nden der Adivasi selbst. Unter ihnen leiten erfahrene Adivasi neben ihrer d?rflichen Gesundheitsarbeit Kurse, um andere auszubilden. Sie entwickeln au?erdem zum Beispiel Theaterst?cke bzw. Rollenspiele, die in den D?rfern vorgef?hrt werden, um ?ber verschiedene Gesundheitsaspekte aufzukl?ren.
Einige Jahre lang wurde die d?rfliche Gesundheitsarbeit von einer modern ausgestatteten mobilen Klinik begleitet, welche die Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu zur Verf?gung stellte und finanzierte. Mit dieser Klinik fuhren eine ?rztin oder ein Arzt des Adivasi-Krankenhauses und einige Adivasi-Krankenschwestern in die Adivasi-D?rfer. Allerdings: Der gro?e Ambulanz-Bus konnte nur in einige wenige Adivasi-D?rfern nahe der Kleinstadt Gudalur vordringen - zu weiter entfernt liegenden Adivasi-D?rfern gibt es nicht ausreichend gro?e Stra?en. Deshalb wurde diese Kooperation mit der Regierung wieder aufgegeben.
Die ?rztin Shyla am Adivasi-Krankenhaus sagt dazu:
"F?r unsere Arbeit standen personeller Aufwand und Nutzen dieser mobilen Ambulanz in keinem Verh?ltnis. Ja, die mobile Ambulanz wurde von der Regierung bezahlt. Aber wir realisierten, dass wir unsere personellen Ressourcen besser in unserem Adivasi-Krankenhaus einsetzen, zumal die Adivasi der umliegenden D?rfer relativ leicht in das Adivasi-Krankenhaus nach Gudalur kommen k?nnen. F?r weiter entfernte Adivasi-D?rfer w?re eine mobile Ambulanz eine Unterst?tzung, aber dorthin konnten der Ambulanz-Bus nicht gelangen."
Das sch?tzen wir an unseren indischen Partner/innen: Die selbstbestimmte Gestaltung der Basis-Entwicklungsarbeit, welche die Bed?rfnisse von Adivasi und die Anforderungen der Situation in den Fokus r?ckt.
Seit einigen Jahren arbeiten die Adivasi auch daran, die traditionellen Heilmethoden der Adivasi zu verstehen und zu f?rdern. Ein indischer ayurvedischer Arzt und Adivasi im Gesundheitsteam arbeiten hierf?r mit traditionellen Heilern unter den Adivasi zusammen. Sie dokumentieren Behandlungsmethoden, identifizieren Heilkr?uter, siedeln diese gezielt an und f?rdern das Wissen der Adivasi um traditionelle Heilmethoden. Die Gesundheitsarbeit ist bisher gr??tenteils eine Einbahnstra?e gewesen: die Erkenntnisse der westlichen Schulmedizin wurden den Adivasi n?hergebracht. In manchen F?llen ist dies sehr wichtig gewesen, wie man am Beispiel der Durchfallerkrankungen sieht. Allerdings haben Adivasi auch traditionelle Heilmethoden, die oftmals effektiv und gerade bei chronischen Krankheiten sinnvoll sind. Diese sollen nun erneut aufgedeckt und gef?rdert werden und dazu f?hren, dass die Einbahnstra?e durch Gegenseitigkeit ersetzt wird, wie es auch in anderen Bereichen der Arbeit angestrebt ist. Wer wei?, vielleicht werden eines Tages sogar Adivasi in einem ayurvedischen Zentrum auf der Adivasi-Teeplantage f?r G?ste traditionelle Behandlungen durchf?hren?
NEU: Mit Gem?seanbau gegen Unter- und Mangelern?hrung
Die indischen Ureinwohner/innen (Adivasi)in den s?dindischen Nilgiris-Bergen sind besonders unterern?hrt, denn sie sind besonders arm: Waldprodukte k?nnen f?r viele Adivasi keine Nahrungserg?nzung sein, wenn ihre H?user nicht direkt am Wald stehen oder sie traditionelles Wissen verloren haben. Mit geringer Bildung verdienen die Adivasi als Feldarbeiter oder Tagel?hner auf Plantagen und Baustellen zu wenig f?r eine gesunde Ern?hrung. Denn w?hrend arme Familien zwar von subventioniertem ?l, Mehl, Zucker oder Reis profitieren, sind Milchprodukte und Gem?se sehr teuer. Die Adivasi haben auch nicht genug Geld und Land f?r Tierhaltung oder Gem?seanbau und wissen zu wenig ?ber gesunde Ern?hrung.
Dass die Adivasi besonders unterern?hrt sind, best?tigte das Adivasi-Krankenhaus in Gudalur mit einer Datenanalyse: Untergewichtig waren 17 % der Nicht-Adivasi, aber 46 % der Adivasi ? von diesen waren 28 % extrem untergewichtig. Untergewicht kann zu einem schwachen Immunsystem f?hren, zu lebensbedrohlichen Situationen bei Infektionen,zu Osteoporose (Knochenschwund) selbst bei jungen Menschen, zum Ausbleiben der Menstruation bei Frauen, zuSchwangerschafts-Komplikationen, zu Entwicklungsst?rungen bei Kindern.
Armut und mangelnde Bildung sind Hauptfaktoren f?r Unterern?hrung, auch dies zeigte die Studie des Adivasi-Krankenhauses: Von den Adivasi, die beim Adivasi-Krankenhaus oder bei der Adivasi-Organisation ACCORD angestellt waren, waren nur 15% untergewichtig (gegen?ber 46 % der anderen untersuchten Adivasi) ? davon war niemand extrem untergewichtig. Die angestellten Adivasi konnten sich gen?gend und gutes Essen leisten. Au?erdem wussten sie ?ber gesunde Ern?hrung Bescheid und gaben ihr Geld weniger f?r Alkohol und Zigaretten aus.
Mit Information ?ber gesunde Ern?hrung und Unterst?tzung beim Anbau von Gem?se will das Adivasi-Netzwerk AMS die Unter- und Mangelern?hrung bek?mpfen. Ein kleines Pilotprojekt war erfolgreich. Ab 2016 erhalten 600 bis 1.000 interessierte Adivasi-Familien ein Set mit Samen traditioneller Gem?se und Unterst?tzung durch ausgebildete Adivasi (adivasi health animators). Auch, wenn Gem?seanbau f?r die Adivasi als traditionelle Sammler/innen und heutige Tagel?hner/innen neu ist; auch, wenn manches verloren gegangen ist ? Land der Adivasi, manche Pflanze und traditionelles Wissen ? f?r den Gem?seanbau l?sst sich bei Traditionen der Adivasi ankn?pfen:
Als vor einigen Jahren der bekannte indische Umweltsch?tzer Madhav Gadgil eine Waldsiedlung von Adivasi in den Nilgiris-Bergen besuchte, entdeckte er einen kleinen Garten mit einer erstaunlichen Vielfalt an wilden Pflanzen und Knollen und war sehr beeindruckt. Warum er all die Pflanzen gepflanzt habe, fragte er den Adivasi. ?Warum? Weil ich sie brauche?, antwortete der.
Das Adivasi-Krankenhaus
Bald nach der Einrichtung des Dorfgesundheitsprogramms wurde deutlich, dass es nicht alle Bed?rfnisse der Adivasi erf?llen konnte. Bei Risiko-Schwangerschaften, Unf?llen, schwerem Durchfall und anderen akuten Erkrankungen mussten Patient/innen in ein staatliches oder privates Krankenhaus der Region eingewiesen werden. Allerdings waren die Erfahrungen entt?uschend: In staatlichen Krankenh?usern war die Behandlung oft unzureichend und nicht immer waren ?rzte anwesend; in privaten Kliniken waren die Behandlungskosten sehr teuer. Zudem waren die Adivasi ?berall weiterhin den Vorurteilen der Gesellschaft ausgesetzt und wurden oft nicht gleichberechtigt mit anderen Patient/innen behandelt.
Ermutigt durch die Erfolge in ihrer d?rflichen Gesundheitsarbeit entstand in der Adivasi-Gemeinschaft die Idee eines Adivasi-Krankenhauses. Doch wie sollten Geld, ?rzt/innen und Krankenschwestern unter den Adivasi gefunden werden und wie konnte der Betrieb eines Krankenhauses nachhaltig aufrecht erhalten werden? Die Adivasi diskutierten und entschieden sich f?r das Krankenhaus. Gl?cklicherweise hatte man auch f?r dieses Projekt bald ?rztliche Unterst?tzung gefunden: Das indische ?rzte-Ehepaar Shyla und Nandakumar erkl?rte sich bereit, in Gudalur zu arbeiten. Sie brachten als Gyn?kologin udn Chirurg perfekte Qualifikationen mit. Sie bildeten Adivasi als Krankenschwestern aus. 1990 wurden das Adivasi-Krankenhaus und die Tr?ger-Organisation ASHWINI gegr?ndet. Kurz danach verlie?en Roopa und Deva Gudalur in dem Wissen, die Gesundheitsarbeit gut in die H?nde der ?rzte und Adivasi gelegt zu haben. F?r die Adivasi-Krankenschwestern war es ein gro?er Schritt vom d?rflichen Alltagsleben zum Drei-Schicht-System im Krankenhaus. Sie mussten nicht nur in Medizin, sondern auch in Mathematik und Englisch unterrichtet werden. Heute sind die Adivasi-Krankenschwestern Expert/innen f?r Entbindungen, Operationsassistenz und alle Verwaltung bez?glich Patient/innen und Finanzen. Sie werden kontinuierlich weitergebildet. Heute erfahren die Adivasi-Krankenschwestern und -pfleger am Adivasi-Krankenhaus eine zweij?hrige berufsbegleitende Aus- bzw. Weiterbildung, die ihnen sogar die staatliche Anerkennung gibt.
Es ist eine gro?e Besonderheit, dass der Gro?teil des Personals am Adivasi-Krankenhaus aus Adivasi besteht. Bis auf die ?rzte und ?rztinnen - leider gibt es bisher keine Adivasi aus der Gudalur-Region, die Medizin studiert haben - arbeiten nur Adivasi der Region am Krankenhaus, die dort auch ausgebildet wurden. Anfangs f?hrte dies zu einigen Konflikten unter den Adivasi, da die Vorurteile zwischen Adivasi unterschiedlicher Gemeinschaften oft nicht einfach zu ?berwinden waren. Heute spielen solche Streitigkeiten keine Rolle mehr. Im Gegenteil - im Adivasi-Krankenhaus herrscht eine sehr famili?re und angenehme Atmosph?re.
Von Anfang an war das Adivasi-Krankenhaus an spezifischen Wochentagen auch f?r Nicht-Adivasi offen. Es war und ist ein Meilenstein der Ver?nderung im gesellschaftlichen Machtgef?ge, wenn am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie stehende Adivasi als medizinisch ausgebildetes Personal Nicht-Adivasi behandelt. Doch war die Akzeptanz in der Stadt nicht von Anfang an gegeben; viele Nicht-Adivasi wollten sich von Adivasi nicht behandelt lassen. So ist es gro?er Erfolg, dass inzwischen selbst sehr viele Nicht-Adivasi das Adivasi-Krankenhaus in Gudalur anderen Krankenh?usern vorziehen. Das Adivasi-Krankenhaus erfreut sich sehr gro?er und stetig wachsender Beliebtheit aufgrund der ausgezeichneten medizinischen Behandlung. Die Kooperation mit indischen Spezial?rztinnen und -?rzten erm?glicht es, am Adivasi-Krankenhaus an ausgew?hlten Tagen auch Spezialsprechstunden und -operationen durchzuf?hren.
Krankenversicherung
Entsprechend der Prinzipien von Selbstverwaltung und Verantwortung der Adivasi wurde bereits in den 1990er Jahren ein fortschrittliches Krankenversicherungskonzept entwickelt, das f?r einen Teil der Kosten aufkam. Wichtig war, zu beachten, dass die Versicherung f?r die Adivasi bezahlbar ist und dass es den Adivasi nicht m?glich ist, weit im Voraus zu bezahlen, wie es viele Versicherungen verlangten. Es wurde ?ber die Adivasi-Gesundheitsorganisation ASHWINI ein Versicherungspaket mit einer indischen Versicherung abgeschlossen, welche sich bereit erkl?rte, die Adivasi zu versichern. Der von der Versicherung verlangte Vorschuss wurde von ASHWINI an F?rdermitteln eingeworben. Die Adivasi bezahlten fortan monatliche Raten, um diesen Vorschuss zu erstatten bzw. davon den n?chsten Vorschuss zu zahlen. Daf?r werden die Adivasi im Adivasi-Krankenhaus station?r umsonst behandelt. Ambulante Behandlungen waren weiterhin kostenpflichtig, aber um einiges g?nstiger als in anderen nicht-staatlichen Krankenh?usern. Die kostenpflichtigen Medikamente sind ebenfalls g?nstig, da statt Marken-Medikamenten preisg?nstige Medikamente der gemeinn?tzigen indischen Generika-Firma Lowcost verkauft werden.
Die Krankenversicherung entspricht dem wichtigen Anliegen unserer indischen Partner/innen, keine kostenlosen Wohltaten zu verteilen, sondern Selbsthilfe und Selbstorganisation der Adivasi zu st?rken. Die Dorfgruppen sammeln nicht nur den Versicherungsbeitrag der Familien im Adivasi-Netzwerk ein, sondern diskutieren und entscheiden ?ber dessen H?he. In einem Dorf sollte das Problem gel?st werden, dass der Versicherungsbeitrag nicht von allen Familien gezahlt wurde. Und so senkten sie den Beitrag und sammelten nun im Dorf sogar mehr Geld ein. Es ist sogar m?glich, dass Adivasi-Familien ihren Versicherungsbeitrag in Eiern abzahlen k?nnen, die dann im Adivasi-Netzwerk verkauft werden.
Als die Regierung Tamil Nadus begann, das Versicherungspaket zu finanzieren, beschlossen die Adivasi-Dorfgruppen, dass sie die gewohnten Monatsbeitr?ge weiterhin zahlen wollten - jetzt flie?en sie in d?rfliche Sparfonds (village funds) zur Finanzierung gemeinschaftlicher Anliegen.
Jahresbericht der Gesundheitsarbeit von ASHWINI 2014-15 hier...
Newsletter vom Dezember 2015 hier...
Adivasi-Netzwerk AMS:
Bewegung f?r Landrechte
Die Adivasi siedeln seit Generationen in den Nilgiris-Bergen, doch offiziellen Landbesitz hatten sie nicht. Sie wurden von Teeplantagen und Zuwander/innen immer weiter verdr?ngt. Den Adivasi galten Wald und Boden als Gemeinschaftsbesitz und Felder lie?en sie zwischenzeitlich f?r zehn Jahre ruhen, damit sich der Boden erholen konnte. Eigenes Land f?r den Lebensunterhalt und die M?glichkeit f?r Jagen und Sammeln waren ihnen genommen. Ihre Traditionen und ihr solidarisches Zusammenleben schienen keine Zukunft zu haben. Ohne Kapital, Landbesitz, Bildung, Ansehen und mit nur unregelm??iger Arbeit als Tagel?hner/innen lebten sie in gro?er Armut.
Der Adivasi Subramanian erz?hlt:
"Mein Vater hat sein Land einem Nicht-Adivasi gegeben. Er brauchte es in jenem Jahr und dachte, der andere g?be es ihm im folgenden Jahr zur?ck. Der aber hat es behalten und einen Zaun darum gebaut. Nach drei Jahren besa? er ein offizielles Dokument und sagte, ihm geh?re das Land. So wie uns ging es vielen Familien."
In den 1980er Jahren hatte die Landlosigkeit zu so gro?er Armut und Frustration unter den Adivasi gef?hrt, dass sie sich schlie?lich dagegen wehrten. 10.000 Adivasi demonstrierten am 5. Dezember 1986 in der Kleinstadt Gudalur f?r Landrechte. Dies war das erste Mal, dass sich Adivasi der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften zusammen fanden. Es war das erste Mal, das sie sp?rten, dass sie so viele sind - und dass die ?ffentlichkeit Notiz davon nahm. Bis dahin gingen Politik und Verwaltung von nur wenigen Tausend Adivasi in den Nilgiris-Bergen aus - und pl?tzlich demonstrierten allein 10.000. Sie blockierten f?r Stunden die Stra?e.
Weitere Demonstrationen fanden statt, die Adivasi organisierten sich - das Adivasi-Netzwerk AMS mit den Dorfgruppen (Sangams) entstand. Als ein Grundbesitzer eine Stra?e durch Adivasi-Land bauen wollte, blockierten sie das Baufahrzeug und konnten Polizei und Verwaltung von ihrem Recht ?berzeugen. Die Landrechtsbewegung der Adivasi mit Demonstrationen, ?ffentlichkeits- und Lobbyarbeit hat etlichen Adivasi-Familien zu einem Landtitel verholfen. Auf ihrem St?ck Land bauen viele Tee, Kaffee und Pfeffer an und erhalten so ein Einkommen. Etwas Gem?se und Obstb?ume dienen dem Eigenbedarf. Die Landrechtsbewegung der Adivasi ist noch immer aktuell, da es noch immer landlose Adivasi und Armut unter den Adivasi gibt und Land in den Nilgiris-Bergen immer knapper und teurer wird.
Ein aktuell wichtiges Thema ist die Geltendmachung der Anspr?che f?r Waldnutzungsrechte - jede Familien und jede betroffene Dorfgemeinschaft muss ihre Rechte f?r sich rechtlich geltend machen. Die Adivasi im Netzwerk AMS unterst?tzen dies in eigens gegr?ndeten Gruppen (forest rights commitees) durch speziell angeleitete Animator/innen.
Adivasi-Netzwerk AMS:
Alternatives Handelsnetzwerk "Just Change"
Das ist "Just Change"
Just Change ist ein Handelsnetzwerk, welches Produzent/innen, Konsument/innen und Investor/innen gleichberechtigt miteinander verbindet, zum gegenseitigen Nutzen.
"Just Change" l?sst sich ?bersetzen mit "Gerechter Wandel", aber auch mit "Ver?ndere es einfach, jetzt".
In dem vom Adivasi-Netzwerk AMS 2006 mit initiierten alternativen Handelsnetzwerk "Just Change" vermarkten die Adivasi ihre Produkte zu fairen Preisen im Tausch mit anderen indischen Kooperativen. W?hrend einerseits die gemeinschaftliche Vermarktung den Produzent/innen eigene Einnahmen bringt, werden durch den gegenseitigen Handel mit t?glichen Konsumg?tern wie z.B. Tee oder Kokosnuss?l gleichzeitig die Lebenssituationen der anderen Beteiligten verbessert. Eine sozial gerechte und ?kologisch nachhaltige Wirtschaft wird bef?rdert. Statt von einem freien Markt an den gesellschaftlichen und ?konomischen Rand gedr?ngt zu werden, gestalten marginalisierte Bev?lkerungsgruppen den Handel zum gegenseitigen Nutzen aktiv mit, denn bei "Just Change" bestimmt nicht allein das eingebrachte Kapital. Beim Handelsmodell von "Just Change" sind Produzent/innen und Konsument/innen sowie auch Investor/innen gleichwertig am Gewinn beteiligt.
Stan Thekaekara, Begr?nder von "Just Change":
"Soziale Unternehmer/innen m?ssen erkennen, dass unser gegenw?rtiger Markt das Problem ist - und deshalb kann man keine L?sung innerhalb dieses Marktes finden. So, wie der Markt strukturiert ist, wird Ungleichheit geschaffen. Der gegenw?rtige Markt ist das Problem und kann niemals die L?sung sein. Eine Alternative muss die L?sung sein. ... Ich glaube an das Gute im Menschen. Menschen ?ndern ihr Verhalten, wenn sie die Chance dazu haben. Was wir momentan nicht haben, ist eine Handelsstruktur, welche den Menschen erlaubt, sich anders zu verhalten."
Das Problem
69 % der Bev?lkerung Indiens lebt auf dem Land (2011), 32 % der l?ndlichen Bev?lkerung sind Analphabet/innen, M?dchen und Frauen sind h?ufiger Analphabet/innen als Jungen und M?nner. Von den Adivasi, den indischen Ureinwohner/innen, leben sogar 90 % auf dem Land, und 41 % der Adivasi sind Analphabet/innen. Etwa jeder dritte Adivasi-Mann in Indien und jede zweite Adivasi-Frau in Indien k?nnen nicht lesen und schreiben. Millionen Produzent/innen in Landwirtschaft und Kleingewerbe fehlen Bildung und Kapital. Ihnen ist die gleichwertige Teilhabe am Markt, die Mitbestimmung an Handelsprozessen zum eigenen Nutzen verwehrt. Im freien Markt werden diese marginalisierten Bev?lkerungsgruppen weiter an den Rand gedr?ngt, in Armut, Verschuldung, Perspektivlosigkeit f?r die n?chste Generation.
Die Erfahrung: Abh?ngigkeit vom Weltmarkt
Dank des Adivasi-Netzwerks AMS wurden aus Tagel?hnern Teebauern: 1986 begannen die landlosen, verarmten und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Adivasi in der Gudalur-Region der s?dindischen Nilgiris-Berge, sich zu organisieren und um Landrechte zu k?mpfen, das Adivasi-Netzwerk AMS entstand. Der Kampf f?r Land- und Waldrechte h?lt noch immer an, doch ?ber die Jahre erhielt die Mehrheit der Adivasi Landrechte zwischen 2.000 m? und 1,2 ha zugesprochen. Adivasi-Familien begannen, mit Unterst?tzung von AMS und ACCORD Tee anzubauen: Denn die Teepflanzen, die bis zu 100 Jahre alt werden k?nnen, sichern den Adivasi den Landbesitz. Da Tee kontinuierlich geerntet werden kann, sind regelm??ige Einnahmen m?glich. Und mit dem Eintritt in den Hauptwirtschaftszweig der Nilgiris-Berge gingen die Adivasi den Schritt in die Mitte der Gesellschaft, gewannen Anerkennung und Selbstbewusstsein. Aus den Tagel?hnern waren Teebauern geworden, das monatliche Einkommen der Familien stieg um das Sechsfache an: von 400-600 Rupien auf 2.500-4.000 Rupien. Die Abh?ngigkeit der Adivasi von lokalen Landbesitzern schien f?r immer gebrochen. 1998 kauften AMS und ACCORD eine 70 Hektar gro?e Teeplantage als Landbesitz f?r die Adivasi mit der Vision, durch gemeinschaftlichen Teeanbau langfristig Einnahmen f?r die Bildungs- und Gesundheitsarbeit des Adivasi-Netzwerks zu schaffen.
Dann brachen in der zweiten H?lfte der 90er Jahre die Teepreise ein und entzogen der lokalen ?konomie den Boden. Bis dahin bekamen Adivasi pro Kilogramm Teebl?tter 18 bis 20 Rupien - pl?tzlich nur noch 10, dann 6 Rupien und manche Monate lediglich 3 Rupien pro Kilogramm Teebl?tter. Adivasi und andere Kleinbauern protestierten ?ffentlich, aber die Regierung kommentierte, sie k?nne nichts machen, da sich die Preise durch die Marktkr?fte bestimmten. W?hrend die Adivasi bei der Verletzung ihrer Landrechte gegen Landdiebe demonstrieren und rechtlich vorgehen konnten, erfuhren sie nun, dass der freie Markt ein anonymer Widersacher ist, gegen den sie als Kleinbauern nichts unternehmen und den sie nicht mitgestalten k?nnen.
ACCORD und ihr Partner ActionAid in Gro?britannien fanden heraus, dass zwar die Preise f?r die Produzent/innen eingebrochen waren, aber die Verbraucherpreise nicht gesunken und in einigen F?llen sogar gestiegen waren. Zeitgleich zum Preiseinbruch f?r die Produzent/innen verk?ndeten gro?e Teefirmen wie Tata Tea oder Unilever 40 % Gewinne f?r ihre Anteilseigner.
Heute sind die Teepreise f?r Nilgiris-Tee etwa 40 % niedriger als Anfang der 1990er Jahre, denn die Nachfrage nach Nilgiri-Tee auf dem Weltmarkt ist gesunken, u.a. durch die Verbilligung von indonesischem Tee, durch den Ausbau von Teeplantagen im Nordosten Indiens sowie aufgrund der vergleichsweise geringeren Qualit?t des Tees gegen?ber Premiumsorten.
Die Erkenntnis: Fairer Handel ist gut - aber reicht nicht aus
Das Ziel des Fairen Handels ist es, sicherzustellen, dass die Produzent/innen unter menschenw?rdigen Bedingungen arbeiten und leben k?nnen und im Produktionsprozess die Umweltressourcen geschont werden. Im Fairen Handel zahlen die H?ndler einen fairen Preis f?r die Produkte, der die Deckung von Produktionskosten und faire L?hne beinhaltet sowie einen Mehrwert f?r Entwicklungsma?nahmen f?r die Produzent/innen vor Ort, f?r Investitionen in Bildung und Gesundheit f?r Dorfgemeinschaften zum Beispiel. Die Handelsbeziehungen sind langfristig und es gibt M?glichkeiten zur Vorabfinanzierung. Die Produzent/innen sind gemeinschaftlich in demokratisch organisierten Kooperativen organisiert oder streben dies mit Hilfe von Vertragspartner/innen an: Alle Kleinbauern und Produzent/innen sind an Entscheidungen beteiligt, die Gewinne werden aufgeteilt. Selbstverst?ndlich ist es Bedingung im Fairen Handel, dass soziale Rechte, sichere Arbeitsbedingungen und betriebliche Mitbestimmung gew?hrleistet sind.
Damit ist klar: Fairer Handel ist gut und unbedingt unterst?tzenswert. Auch die Adivasi der Gudalur-Region handeln Tee, Pfeffer und Seifen im Fairen Handel mit Partner/innen in Gro?britannien sowie in Deutschland in Partnerschaft mit uns, Weltl?den und Kirchengemeinden. Jedes Produkt, was ich als Konsument/in im Fairen Handel kaufe, ist ein Gewinn f?r Kleinbauern und Produzent/innen und sichert diesen faire Lebensbedingungen.
Doch in der Gudalur-Region wurde unseren indischen Partner/innen klar, dass der Faire Handel allein den Lebensunterhalt f?r die Hunderte Adivasi-Familien im Teeanbau nicht w?rde decken k?nnen. Bei geringen Weltmarktpreisen brachte selbst ein Aufpreis im Fairen Handel, aufgeteilt auf die gesamte Produktionskette, nur einen geringen Mehrwert f?r den einzelnen Adivasi-Teebauern. Zudem konnten und k?nnen lediglich zwischen 2 % und 10 % der Tee-Ernte der Adivasi im Fairen Handel mit Gro?britannien und Deutschland abgesetzt werden, trotz einer kurzzeitigen Zusammenarbeit mit dem gr??ten Fairhandels-Importeur gepa und einer zehn Jahre w?hrenden Zusammenarbeit mit dem Fairhandelshaus El Puente in Deutschland. Der Umsatz im Fairen Handel w?chst in Deutschland seit zehn Jahren kontinuierlich an; 2014 stieg der Umsatz um 31 %. Doch ist Fairer Handel noch immer eine Nische gegen?ber dem konventionellen Handel, sichtbar am Produkt Kaffee: Kaffee ist das meistverkaufte Produkt im Fairen Handel - der Absatz von fair gehandeltem Kaffee verdoppelte sich innerhalb der letzten vier Jahre - und trotzdem sind nur 3 von 100 Tassen Kaffee in Deutschland fair gehandelt. Entsprechend verh?lt es sich mit Tee im Teetrinkerland Gro?britannien. In Deutschland wird Tee wesentlich weniger getrunken als Kaffee: W?hrend 2014 in Deutschland 15.700 Tonnen fair gehandelter Kaffee verkauft wurden (13 % mehr als im Vorjahr), waren es 2014 lediglich 375 Tonnen fair gehandelter Tee - genauso viel wie im Vorjahr. (Quelle: http://www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/zahlen-fakten/).
Der Faire Handel reicht quantitativ (noch) nicht aus. Aber er hat noch weitere Beschr?nkungen. Der Adivasi Bomman findet, der Faire Handel ist nicht fair f?r die Konsument/innen. Er und sieben weitere Adivasi waren 1997 erstmals als unsere G?ste in Deutschland und besuchten Weltl?den und Sch?lerfirmen, lernten Ehrenamtliche und Unterst?tzer/innen kennen, die unseren fair gehandelten Adivasi-Tee auf St?nden, M?rkten und beim Evangelischen Kirchentag verkauften. Bomman brachte den Beziehungsaspekt ein und stellte in Frage, dass es nur um bessere Preise geht.
Bomman, Sekret?r im Adivasi-Netzwerk AMS, sagte:
"Diese Menschen hier verkaufen unseren Tee, weil sie uns unterst?tzen wollen. Das hei?t, sie sind unsere Freunde. Wenn sie aber unsere Freunde sind - dann sollten sie weniger f?r unseren Tee bezahlen statt mehr."
Als gr??te Beschr?nkung des Fairen Handels erkannten unsere indischen Partner/innen aber, dass der Faire Handel, so lobenswert er auch ist, die Marktstrukturen nicht wirklich ver?ndert. Auch im Fairen Handel liegt die Macht bei den Kapitaleignern. Die Verlagerung vom konventionellen Handel zum Fairen Handel bringt lediglich eine Verlagerung vom ausbeuterischen Kapital zum wohlwollenden Kapital mit sich - aus dem Wunsch, Gutes zu tun, zahlen die H?ndler/innen und Konsument/innen mehr; aber die Produzent/innen sind weiterhin abh?ngig. Was die wohlwollend h?heren Preise mit sich bringen, ist auch, dass der Faire Handel Produkte au?er Reichweite von armen Konsument/innen stellt.
Die Erkenntnis: Adivasi k?nnen Handel gestalten
Die Adivasi in den Nilgiris-Bergen sind von den lokalen H?ndler/innen abh?ngig. Fast alle Produkte des t?glichen Bedarfes kaufen sie bei zugezogenen H?ndler/innen ein, im n?chsten Stra?endorf, in der Stadt Gudalur, mit ihrem Einkommen als Tagel?hner oder Teebauern. Das, was die Adivasi an Obst, Gem?se oder auch Reis anbauen, dient dem Eigenverbrauch und reicht auch daf?r nicht v?llig aus. Die Adivasi wohnen abgelegen und sind nicht sehr mobil, sind arm und k?nnen sich Preisvergleiche, billigere Saison- oder Gro?eink?ufe nicht leisten. Sie sind von den lokalen H?ndler/innen abh?ngig, zahlen die vorgegebenen Preise und verschulden sich auch bei den H?ndlern zu schlechten Konditionen.
Doch als Konsument/innen haben auch die Adivasi eine Macht. Dies wollten sie verstehen und starteten 2004 im Dorf Kozhikolli ein Experiment. Die Adivasi schlossen sich zusammen und kauften eine gr??ere Menge Reis zu einem g?nstigen Preis. Einen Monat lang verkauften sie gemeinschaftlich den Reis preiswert in ihrem Dorf. Alle, die mit jeder Rupie rechnen m?ssen, kamen und kauften hier g?nstig. Die Adivasi beobachteten, wie der Ladenbesitzer im Dorf immer weiter die Preise senkte. Sie verstanden, mit welcher Gewinnmarge er seinen Wohlstand vergr??erte, w?hrend ihre Armut blieb. Sie verstanden, wie abh?ngig sie von ihm waren und wie sie seinen Wohlstand mehrten. Aber sie sahen auch, wie abh?ngig der H?ndler von ihnen als Konsument/innen war.
"Just Change" entsteht
Die Adivasi untersuchten 2004 auch, wof?r sie Geld ausgeben. Das Ergebnis: 58% der j?hrlichen Gesamtausgaben einer Familie in H?he von 25.000 Rupien (damals etwa 450 Euro) wurden f?r Allt?gliches wie Essen und Kleidung ausgegeben. Das hie?, 2.500 Adivasi-Familien gaben j?hrlich die unglaubliche Summe von 36 Millionen Rupien (fast 650.000 Euro) f?r Essen und Kleidung aus. Das Gedankenexperiment ging weiter. Die Adivasi (die Tee anbauten) hatten Kontakte gekn?pft zu Produzent/innen in Kerala (die Kokosnuss?l und Seife herstellten) sowie in Orissa (die Reis und Dal anbauten) und ?berlegten gemeinsam: Die 36.500 Familien in ihren Kooperativen geben j?hrlich 220 Millionen Rupien nur f?r f?nf Alltagsprodukte aus: 3,9 Millionen Euro nur f?r Reis, Kokosnuss?l, Tee, Seife und Dal (Linsen).
Was f?r eine Summe war das, was f?r ein Markt, was f?r eine Macht, wenn sie den Handel miteinander gemeinsam gestalten k?nnten!
Bereits in den 1990ern hatten die Adivasi in Gudalur und Weberinnen in Madurai die Erfahrung gemacht, dass sie miteinander zum gegenseitigen Nutzen handeln k?nnen. Eine Gruppe von Weberinnen verkaufte ihre handgewebten Saris beim monatlichen All Team Meeting in Gudalur f?r 125 Rupien. In Gudalur bezahlte man f?r vergleichbare Saris 250 Rupien - und in Madurai bekamen die Weberinnen nur 75 Rupien. Der Tee in Madurai wiederum kostete in Gudalur das Zwei- bis Dreifache dessen, was er in Gudalur kostete. Die Weberinnen kauften von dem Gewinn aus dem Sariverkauf Tee und verkauften diesen in Madurai weiter.
2006 wurde die "Just Change India Producer Company Limited" (JCIPC) in Gudalur gegr?ndet - vom Adivasi-Netzwerk AMS in Gudalur im Bundesstaat Tamil Nadu, vom Frauen-Selbsthilfegruppen-Netzwerk SAWARD in Kozhikode im Bundesstaat Kerala, vom Frauen-Selbsthilfegruppen-Netzwerk BVM in Nilambur im Bundesstaat Kerala sowie von der Adivasi-Organisation SVA im Bundesstaat Orissa. Sie begannen, zun?chst mit drei Produkten zu handeln - mit Tee, Reis und Kokosnuss?l. 100.000 Rupien Kapital wurden generiert durch die Vergabe von Anteilen an diese vier Gruppen, 10.000 Anteile f?r je 10 Rupien. Organisatorisch wird "Just Change" zudem vom Just Change Trust getragen, im Stiftungsrat sind die Produzent/innen-Gruppen und indische Expert/innen als Mitbegr?nder von "Just Change" vertreten.
"Just Change" heute
Seidem ist das alternative Handelsnetzwerk "Just Change" gewachsen. Heute ist "Just Change" in 250 D?rfern in vier indischen Bundesstaaten aktiv, mindestens 10.000 Familien profitieren direkt. Es gibt Handelskontakte mit Erdnussbauern im Bundesstaat Andhra Pradesh. Fischerfrauen in Nagapattinam an der Ostk?ste Tamil Nadus brechen ihre Abh?ngigkeit vom Fischabsatz auf, indem sie auch Adivasi-Tee vermarkten - bis 2014 f?nf Tonnen Tee. Eine Kooperative in Madurai in Tamil Nadu beteiligt sich mit dem Handel von Chilli, Koriander, Tamarinde und Dal (Linsen). Gehandelt wird mit einem Netzwerk von 700 Reisbauern in Tamil Nadu. Erste "Just Change"-L?den arbeiten in Kerala - ?hnlich den in Deutschland entstandenen Regionall?den werden hier so weit wie m?glich die Produkte des t?glichen Bedarfs von lokalen Kleinfarmern, Kooperativen und Kooperativen im "Just Change"-Netzwerk verkauft. Vielversprechende Kontakte gibt es zu den 13 Theeramythri Superm?rkten in Kerala, die von je 20 Frauen der Fischer-Gemeinschaft, betroffen vom Tsunami 2004, gemeinschaftlich gef?hrt werden. Gro?es Potential bieten die Kudumbashree Consumer Groups in Kerala: Dieses 1998 von der Regierung Keralas gegr?ndete Netz von Klein-Manufakturen, Home Shops, Food Festivals, Caterings und Caf?s hat 3,7 Millionen Mitglieder und erreicht 50% der Haushalte im Bundesstaat Kerala. Erste Kontakte gibt es bereits.
"Just Change" verbindet Konsument/innen und Produzent/innen - und mit diesen Beziehungen werden Entscheidungen anders getroffen. Delegierte der Frauen-Selbsthilfegruppen in Kerala kamen zu Besuch zu den Adivasi-Teebauern nach Gudalur. Bei diesem Besuch wollten die Frauen eigentlich eine Preissenkung f?r den Tee erfragen. Aber als sie sahen, wieviel Arbeit im Tee steckt und wie schwer es die Teebauern haben, beschlossen sie stattdessen, ihren Frauengruppen eine Preiserh?hung um 10 Rupien vorzuschlagen und so kam es dann auch.
"Just Change" vernetzt Konsument/innen und Produzent/innen auch mit Investor/innen. Ohne Kapital geht es nicht - denn die Produzent/innen k?nnen nicht auf Bezahlung warten und die Konsument/innen bezahlen in der Regel nicht vorab. Dies Problem ist global und so zahlen in den hierzulande entstehenden Farmen der "Solidarischen Landwirtschaft" die teilnehmenden Konsument/innen vorab f?r die Produkte der kommenden Saison, um den Bauern Arbeitskapital zu erm?glichen.
2012 startete "Just Change" ein Pilotprojekt mit Partizipativem Kapital im Handel mit einem Netzwerk von 700 Reisbauern an der Ostk?ste Tamil Nadus. "Just Change" kaufte dank des Partizipativen Kapitals von Just Change und Unterst?tzer/innen 20 Tonnen Reis, mahlte den Reis und kochte die H?lfte zweifach vor, wie es markt?blich ist in Kerala, und verkaufte den Reis - zur H?lfte an die Just Change-L?den in Kerala, zur H?lfte an den offenen Markt. Ein Profit von 8 % wurde erzielt - mit gr??erer Erfahrung und Effizienz seien auch 12 % m?glich, errechneten die Beteiligten.
"Just Change" wurde gegr?ndet, um die negativen Auswirkungen der freien Markt?konomie f?r benachteiligte Gemeinschaften zu verringern - und diese zu bef?higen, als gleichberechtigte und starke Partner am Marktgeschehen teilzunehmen.
Dabei arbeitet "Just Change" mit Organisationen, die bereits erfolgreich mit Gemeinschaften f?r sozialen Wandel arbeiten. Eine Mitgliedsgruppe umfasst mindestens 2.000 teilnehmende Familien. Die Gruppen sollen gleichzeitig Produzent/innen und Konsument/innen sein. Neben den gegenseitigen Handelskontakten zwischen Mitgliedsgruppen gibt es auch Handelskontakte zu Gemeinschaften, die noch nicht Mitglied geworden sind, es aber werden k?nnen. Auch werden Produkte von den Produzent/innen auf dem offenen Markt verkauft, wenn der Absatz im Netzwerk nicht ausreicht. Und schlie?lich kann "Just Change" als Gro?h?ndler agieren und ein Produkt, momentan Reis, auf dem offenen Markt einkaufen und damit den Mitgliedsgruppen ein besseres Produkt zu einem g?nstigeren Preis anbieten. Ziel von "Just Change" ist es, auch den Reis als "Just Change"-Produkt anzubieten, wie dies im Pilotprojekt gelang. F?r diese und weitere Aktivit?ten ist "Just Change" auf der Suche nach Kapital.
Partizipatives Kapital
2011 wurde das Partizipative Kapital ins Leben gerufen, von "Just Change" in Zusammenarbeit mit dem Global Institute for Tomorrow bei einer Konferenz in Bangalore. Im M?rz 2012 startete das Pilotprojekt des Partizipativen Kapitals - der erfolgreiche Handel mit 20 Tonnen Reis zwischen einem Netzwerk von Reisbauern an der s?dindischen Ostk?ste und den Just Change-L?den und dem Konsument/innen-Netzwerk an der s?dindischen Westk?ste.
Eine Herausforderung bleibt es, Kapital einzuwerben.
Stan Thekaekara, Begr?nder von "Just Change":
"Ein soziales Unternehmen kann sehr leicht Kapital einwerben, denn es gibt einen ?berschuss an Kapital in der Welt. Es gibt Fonds f?r soziale Unternehmen und sogar Banken sind heute bereit, Kapital f?r soziale Unternehmen zu geben. Wenn man also ein Gesch?ftsmodell hat und ein Unternehmen, das zeigt, dass Profit m?glich ist, dann ist die Aquirierung von Kapital ?berhaupt kein Problem. Aber wenn du ein unternehmerisches Modell hast, welches versucht, Ver?nderung herbeizuf?hren, die Spielregeln zu ver?ndern, so wie wir das mit 'Just Change' anstreben, dann ist es schwierig, Kapital einzuwerben, weil die traditionellen Kapitalquellen unsere Arbeit finanziell als hoch riskant einsch?tzen. Wir sind riskant, weil wir entdecken, weil wir Neues erdenken und erschaffen, innovativ sind und weil wir keinen Beweis haben, das unser Modell funktionieren wird etc. etc. Unser Wachstum ist auch sehr langsam, weil wir organisch wachsen. Wir versuchen, die Jahrhunderte alte Art und Weise des Handels zu ver?ndern. Wir k?nnen also nicht schnell wachsen. Wir m?ssen neue Wege finden, Kapital zu aquirieren. Ganz neue Wege, die auf neuen Werten basieren. Das Kapital muss die Werte mittragen, die wir mit 'Just Change' propagieren und welche die Produzent/innen und Konsument/innen bewegen."
- Im Handelsnetzwerk "Just Change" hat das eingebrachte Kapital im Gegensatz zum Kapital im konventionellen Markt keine gr??ere Macht als sie die Produzent/innen und Konsument/innen haben, denn sowohl Kapital, als auch Arbeit und Ressourcen wie Land, Wissen, Zeitaufwand sowie die Einnahmen durch den Verkauf werden ben?tigt. Produzent/innen, Konsument/innen und Investor/innen sind gleichberechtigt.
- Alle Akteure teilen das Risiko und die Verantwortung f?r ein gerechteres ?konomisches System.
- Der gemeinschaftliche und soziale Nutzen ist entscheidend - statt von "Profit" wird bei "Just Change" der "Nutzen" (benefit) angestrebt. Dieser Nutzen dieser kann und soll auch finanziell sein, zum Beispiel geringere Kosten f?r Konsument/innen, h?here Preise f?r Produzent/innen, Gewinnaussch?ttung. Der Nutzen kann und soll aber auch nicht-monet?r sein, wie zum Beispiel mehr lokale Besch?ftigung, mehr Beteiligung an Entscheidungen oder der Erhalt des ?kologischen Gleichgewichts. Dies wird zum Beispiel deutlich am Adivasi-Honig, der auch im "Just Change"-Netzwerk vermarktet wird. W?hrend eine Kooperative zum Beispiel mehr Seifen produzieren kann, um mehr gewinne zu erzielen, kann es bei einer Gemeinschaft von Wald-Honig jagenden Adivasi nicht nur um Gewinn-Steigerung gehen. Eine solch einseitige Ausrichtung m?sste die Ertragssteigerung anstreben und w?rde unweigerlich die Zerst?rung des ?kologischen Gleichgewichts bedeuten.
- Der Nutzen (der nicht nur finanziell ist, aber auch) wird zwischen Konsument/innen, Produzent/innen und Investor/innen nach dem Grad der Partizipation und nach ?konomischer Gerechtigkeit aufgeteilt.
Die Zukunft von "Just Change"
Die Herausforderungen sind gro?: Die erste Herausforderung ist, dass die marginalisierten Gemeinschaften erkennen, dass sie im Marktgeschehen nicht machtlos sind. Eine Herausforderung ist es auch immer wieder, mit den Werten von Nichtregierungsorganisationen wie ein Unternehmen zu handeln; Ziele, die mit dem Markt nichts zu tun haben, im Markt zu erreichen und mit fehlendem Gesch?ftsverst?ndnis bei Produzent/innen und Konsument/innen umzugehen. Eine anhaltende Herausforderung ist auch die Konkurrenz im Markt, der von Akteuren mit mehr Erfahrung und mehr Kapital bestimmt wird, auch angesichts der Tatsache, dass Konsument/innen ihre Kauf-Entscheidung doch vor allem auf der Basis von Preisen treffen.
Die Ziele von "Just Change" sind es, mehr Konsument/innen-Gruppen und mehr Investor/innen f?r Partizipatives Kapital zu erreichen, die Kontakte zu Produzent/innen im Netzwerk weiter zu verbessern und die Gesch?ftsabl?ufe zu verbessern. Und schlie?lich m?chten unsere indischen Partner/innen das Modell von "Just Change" in andere Teile der Welt tragen.
"Just Change" m?chte weiter wachsen und zum Nachahmen anregen, ?berall auf der Welt - f?r einen alternativen Handel zum Nutzen benachteiligter Bev?lkerungsgruppen, f?r sozial gerechte und ?kologisch nachhaltige Entwicklung.
Stan Thekaekara, Mitbegr?nder unserer indischen Partnerorganisation ACCORD und Begr?nder des alternativen Handelsnetzwerks Just Change in Indien:
?Perhaps one day we will have a society where we can proudly say the poor are no longer with us. Because poverty has been eradicated and not just alleviated, because justice has been done.?
Der Teeanbau der Adivasi brachte die Entstehung des alternativen Handelsnetzwerks "Just Change" ins Rollen. Ohne die gemeinschaftliche Adivasi-Teeplantage g?be es wohl auch kein Handelsnetzwerk Just Change, von dem heute bereits 10.000 Familien direkt profitieren.
Mit Ihrer Spende k?nnen Sie die Adivasi-Teeplantage unterst?tzen und den Adivasi den Besitz der 70 Hektar Land sichern. Info & Spendenkonto...
Adivasi-Netzwerk AMS:
Armutsbek?mpfung
Armut unter den Adivasi in den Nilgiris-Bergen
Armut hat viele Gesichter - unter den etwa 15.000 Adivasi, die sich im Adivasi-Netzwerk AMS in den Nilgiris-Bergen organisieren, sind viele Adivasi arm, und viele benachteiligt.
In den 1980er Jahren, bevor sich die Adivasi organisierten und unsere Partner/innen ihre Arbeit begannen, bedeutete ihre Armut h?ufig den ?berlebenskampf. Die Adivasi hatten ihr Land verloren und kein oder kaum Einkommen. Sie litten unter Mangelern?hrung, engen Wohnverh?ltnissen und hatten zu wenig Ressourcen, Krankheiten zu widerstehen und sie behandeln zu lassen. Die M?tter- und Kindersterblichkeit waren sehr hoch, Aussichtslosigkeit und Alkholismus verbreitet, Schulabschl?sse mangelhaft. Das traditionelle Leben im Wald und auf ihrem eigenen Land war den Adivasi verwehrt, Heilkr?uter verschwanden in der Natur und das Wissen zu ihrer Nutzung ebenso, Gemeinschaft und Solidarit?t standen in Frage - was die Adivasi zu einem Leben unter den gesellschaftlichen Bedingungen brauchten, war Geld, und davon hatten sie nicht genug.
K.C. Krishnan, ein Adivasi der Mullakurumba, erinnert sich:
"Wenn fr?her eine Frau zehn Kinder hatte, dann schaute sie jeder mit Ehrfurch an und sagte: 'Das ist eine starke Frau, sie hat zehn Kinder zur Welt gebracht.' Unsere Kinder waren unser Wohlstand. Heute w?rden die Leute sie bedauernd anschauen und sagen: 'Mein Gott, zehn Kinder! Armes Ding, sie muss eine sehr dumme ungebildete Frau sein.' Fr?her waren unsere Kinder, unser Reisvorrat, unsere K?he die Zeichen unseres Wohlstandes. Heute ist es nur Geld."
Geld brauchen die Adivasi heute f?r alle Lebensbereiche. Armutsbek?mpfung hat eine Priorit?t in der Arbeit des Adivasi-Netzwerks AMS. Mit der erfolgreichen Arbeit des Adivasi-Netzwerks AMS f?r mehr Bildung, bessere Gesundheit, f?r Landbesitz und Einkommen und f?r die Anwendung der Gesetze zugunsten der Adivasi ist der ?berlebenskampf f?r die Adivasi ?berwunden - S?uglinge sterben nicht mehr an einfach behandelbaren Krankheiten wie Durchfall, M?tter nicht bei der Entbindung. Kinder schreien nicht mehr nachts vor Hunger. Doch noch immer ist Armut unter den Adivasi verbreitet, sichtbar zum Beispiel an der Unter- und Mangelern?hrung, die unter Adivasi verbreiteter und st?rker ist als unter Nicht-Adivasi. Adivasi leiden auch unter den "Kranheiten der Armut" wie Tuberkulose, die durch beengte Wohnverh?ltnisse beg?nstigt wird.
Neben der Bek?mpfung der absoluten Armut ist die ?berwindung von Benachteiligung der Adivasi ein wichtiges Anliegen in der Projektarbeit. Geld ist sehr knapp bei den meisten Adivasi f?r gesunde vollwertige Ern?hrung, f?r bessere Schulbildung und Ausbildung ihrer Kinder, f?r Fahrtkosten f?r die langen Wege aus den D?rfern in die Stadt Gudalur, f?r neue Kleidung und bessere Wohnverh?ltnisse, f?r Extras wie einen Regenschirm oder Schuhe, f?r besondere Ausgaben oder eine R?cklage.Die Adivasi in den Niligiris-Bergen sollen nicht nur eine elementare Gesundheitsversorgung erhalten, sondern auch zum Beispiel bei Diabetes, Herzerkrankungen, Krebs oder psychischen Erkrankungen gut behandelt werden k?nnen. Die Adivasi-Kinder sollen nicht nur die Grundschule abschlie?en, sondern auch weiterf?hrende Schulen besuchen oder sogar ein Studium absolvieren k?nnen. Die Adivasi sollen in die Lage versetzt werden, f?r sich und ihre N?chsten ein gutes Leben mit Zukunftsperspektiven zu erm?glichen.
Selbsthilfe und Solidarit?t
Unsere indischen Partner/innen wollen keine Almosen an arme Adivasi geben, sondern strukturelle Ver?nderungen herbeif?hren. Arme Adivasi sollen nicht abh?ngig von Gaben und Gebenden sein, sondern in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto, am deutlichsten schon dadurch beschrieben, dass all die Projektarbeit zugunsten Adivasi von Anfang an von und mit dem Adivasi-Netzwerk AMS aufgebaut wurde, die Adivasi selbst in ihren D?rfern t?tig sind und auf ihren Dorf- und Teamtreffen die Agenda ihrer Arbeit selbst bestimmen. Dabei brauchen die Adivasi Unterst?tzung - eben Hilfe zur Selbsthilfe.
Die St?rkung der traditionell solidarischen Gemeinschaft der Adivasi, in der Teilen und gegenseitige Unterst?tzung selbstverst?ndliches Handeln waren, ist wichtig f?r die Arbeit unserer indischen Partner/innen.
K.C.Krishnan, ein Adivasi der Mullakurumba, ?ber die Gemeinschaft der Adivasi:
"Der Gemeinschaftssinn verschwindet. Nimm zum Beispiel eine Hochzeit. Darum hat sich fr?her das ganze Dorf gek?mmert. Jeder half, jeder hat etwas beigetragen. F?r meine Hochzeit musste ich einen Tag nach Gudalur. Ich hatte vergessen, die Bananen zu vergraben, damit sie reifen. Aber jemand anderes hat es f?r mich getan, ich musste nicht einmal danach fragen. Jeder dachte f?r dich mit. Aber wenn Paare weggehen, dann m?ssen sie alles allein machen."
Surendiran, ein Adivasi der Mullakurumba, best?tigt:
"Wir brauchen die Gemeinschaft der Adivasi, um nicht als Einzelne im ?berlebenskampf unterzugehen."
Bei allen Aktivit?ten ber?cksichtigen unsere indischen Partner/innen, dass die traditionelle Solidarit?t der Adivasi in der Familie, im Dorf, in der Gemeinschaft gest?rkt wird. Dies wird erm?glicht mit gemeinsamen Diskussionsprozessen und gemeinsamen Entscheidungen und die Arbeit mit einem Dorf statt einer Familie. Von einer L?sung sollen nicht lediglich nur Einzelpersonen profitieren, sondern viele, die Gemeinschaft.
"Alles, was wir f?r unsere Adivasi-Gemeinschaft getan haben, ist das Ergebnis gemeinsamen Handelns. Nicht nur unsere politische Bewegung, auch unsere sozialen Institutionen f?hren wir gemeinsam. Bis eine Idee nicht die Idee von allen ist, setzen wir sie nicht um. Was immer geleistet wurde - es ist die Idee, die Initiative und der Beitrag von uns allen", sagen Mitglieder des Adivasi-Netzwerks AMS.
Armutsbek?mpfung durch Sparprogramme
Im Adivasi-Netzwerk AMS wird auf vielf?ltige Weise gemeinschaftlich gespart. Im Adivasi-Netzwerk werden keine Kleinkredite f?r individuelle Gesch?ftsvorhaben vergeben. Die Adivasi wollen L?sungen zur ?berwindung von Armut finden, welche mehr Adivasi als lediglich einer Familie zugute kommen und die traditionelle gegenseitige Unterst?tzung f?rdern.
Aufgebaut wurden ein Sparprogramm f?r Kinder in allen D?rfern, ein Bildungsfonds und ein Sparfonds von Mitarbeiter/innen. Dieser Sparfonds gab schon mehrfach zinslosen Kredit f?r Projektvorhaben zugunsten der Adivasi - zum Beispiel f?r den Kauf eines neuen LKW f?r ihre Tee-Kooperative ATLM. Jedes Adivasi-Dorf sammelt von den Familien einen geringen monatlichen Sparbetrag f?r den "community fund" ein. Jedes Dorf entscheidet gemeinsam dar?ber, wof?r das Geld verwendet wird - ob f?r ein Fest, ein Gemeinschaftsgeb?ude aus Bambus und Reet oder um ein Darlehen f?r eine bed?rftige Familie zu geben.
Das n?chste gro?e Ziel ist eine wirkliche Gemeinschaftsbank.
Armutsbek?mpfung durch Tierhaltung und Gem?seanbau
Im Rahmen einer Initiative unserer indischen Partner/innen erhielten bed?rftige Adivasi-Familien eine Kuh oder H?hner, um ihren Lebensunterhalt zu verbessern. Die Dorfgruppen (Sangams) w?hlten selbst die bed?rftigen Familien aus. Als traditionelle J?ger und Sammler sind die meisten Adivasi keine Vegetarier und essen Eier und Fleisch. Von der Kuh wird jedoch weniger das Rindfleisch genutzt, sondern vor allem die Milch getrunken und der t?gliche Kuhdung als Brenn- und Baumaterial genutzt. Einige H?hnereier werden jeweils an die n?chsten Familien weitergegeben, so dass weitere Familien profitieren.
2015 wollen unsere indischen Partner/innen eine neue Initiative starten: die F?rderung des Gem?seanbaus von Adivasi-Familien. 600 bis 1.000 Adivasi-Familien werden beim Anbau traditioneller Gem?se und Nahrungsmittel wie Spinat, K?rbis, Drumsticks, Yams, Bohnen etc. unterst?tzt. Die Familien erhalten ein Set mit Samen, Beratung und personelle Unterst?tzung ?ber die Dorf-Animator/innen des Adivasi-Netzwerks AMS. Adivasi-Familien sollen so in die Lage versetzt werden, sich gesunde Ern?hrung leisten zu k?nnen und ihre Gesundheit wird verbessert.
Mit diesem Projekt l?sst sich an Traditionen der Adivasi ankn?pfen: Als vor einigen Jahren der bekannte indische Umweltsch?tzer Madhav Gadgil eine Waldsiedlung von Adivasi in den Nilgiris-Bergen besuchte, entdeckte er einen kleinen Garten mit einer erstaunlichen Vielfalt an wilden Pflanzen und Knollen und war sehr beeindruckt. Warum er all die Pflanzen gepflanzt habe, fragte er den Adivasi. ?Warum? Weil ich sie brauche?, antwortete der.
Armutsbek?mpfung durch Bildung und Ausbildung
Auf vielf?ltige Weise wird daran gearbeitet, die Bildung der Adivasi-Kinder zu gew?hrleisten, zu verbessern und h?here Bildung zu f?rdern.
In allen Arbeitsbereichen wurden und werden Adivasi ausgebildet. Am Adivasi-Krankenhaus sind alle Krankenschwestern und Pflegekr?fte Adivasi, die auch die Verwaltung des Krankenhauses leiten. Ihre zweij?hrige Ausbildung am Adivasi-Krankenhaus selbst ist mittlerweile staatlich anerkannt, so dass die Adivasi auch anderswo als Krankenschwestern und Pflegekr?fte ihr Einkommen verdienen k?nnen. Einige Adivasi arbeiten zur Unterst?tzung in den staatlichen Basis-Gesundheitszentren. Die Adivasi-Schule bildet Lehrkr?fte aus, die ihr Einkommen als Lehrer/innen an der Adivasi-Schule, als Erzieher/innen in der Arbeit mit Schulabbrecher/innen oder als unterst?tzendes Personal an staatlichen Internatsschulen f?r Adivasi verdienen. Junge Adivasi bilden das "Culture Team" zum Aufbau eines Adivasi-Kulturzentrums und entsprechender Aktivit?ten zur Bewahrung und Vermittlung der Traditionen der Adivasi und wurden f?r die Arbeit in der lokalen Umweltschutzorganisation The Shola Trust angeleitet und erhalten so ein regelm??iges Einkommen. Adivasi verwalten die Finanzen und B?roarbeit unserer indischen Partnerorganisation ACCORD und vieles mehr. Etwa 300 Adivasi sind im Rahmen der Projektarbeit ausgebildet und arbeiten f?r ein regelm??iges Einkommen mit Sozialleistungen in Krankenhaus, Schule, B?ro etc. Sogenannte Animator/innen, die in den D?rfern aktiv sind, bekommen ein Grundeinkommen, welches mit jedem Jahr an Erfahrung steigt.
Seit 2015 gibt es ein "Adivasi Communication Centre" in Gudalur mit mehren modernen Computer-Arbeitspl?tzen. Hier bilden sich Adivasi weiter in digitalen Medien, recherchieren Team-Mitglieder und Sch?ler/innen der Adivasi-Schule, checken Adivasi Informationen und e-mails bei einem Besuch in Gudalur. Angedacht ist auch, dass ein Team von Adivasi digitale Dienstleistungen f?r andere soziale Organisationen und Unternehmen ?bernehmen kann. Im August 2015 wurde vom Adivasi-Netzwerk AMS in Erumad in den Nilgiris-Bergen das erste d?rfliche Gemeinschaftszentrum f?r digitale Kommunikation er?ffnet - ein "Community Information Resource Centre" (CIRC). Hier k?nnen die Adivasi der umliegenden D?rfer Computer, Internet und Drucker nutzen und sich darin weiterbilden. Seit 2007 sind in ganz Indien in Kooperation mit lokalen Organisationen 120 solche Zentren f?r benachteiligte Bev?lkerungsgruppen entstanden, in den Nilgiris-Bergen ist es das erste. Die Potentiale von Computer, Tablet und Internet spielen in der Arbeit der Adivasi und ihrer Vernetzung eine immer gr??ere Rolle - so kann ein Adivasi-Gesundheitsarbeiter beim Dorfbesuch mit Tablet und Internet direkt Daten an das Adivasi-Krankenhaus in Gudalur weiterleiten. Damit auch die Adivasi in den zum Teil abgelegenen D?rfern Computer und Internet nutzen und selbstsicher an der Gesellschaft teilhaben k?nnen, sind diese Computer-Arbeitspl?tze f?r die Adivasi sehr wichtig. mehr: www.circindia.org...
Armutsbek?mpfung durch Tee-Anbau
Auf dem Land, f?r das Adivasi-Familien dank der Landrechtskampagne des Adivasi-Netzwerks AMS Landrechte erhielten, bauen sie Tee an. Pflanzen und Beratung erhielten sie von den Expert/innen ihrer Unterst?tzer-Organisation ACCORD. Es war wichtig, das Land zu nutzen, um die frisch gewonnenen Landrechte zu halten. Teepflanzen k?nnen 100 Jahre alt werden und lassen sich im Gegensatz zu Gem?sen bei Landstreitigkeiten von Konkurrent/innen nicht einfach herausziehen. Die nat?rlichen Voraussetzungen f?r den Teeanbau sind gegeben und die Infrastruktur f?r die Teeherstellung und -vermarktung vorhanden: Die Nilgiris-Berge sind das gr??te Teeanbaugebiet S?dindiens. Mehrere Hundert Adivasi-Familien bauen auf ihrem Land Tee an und haben dadurch ein regelm??iges Einkommen - denn der Tee kann das kontinuierlich das ganze Jahr ?ber geerntet werden. Sie verkaufen ihre Teebl?tter direkt an die Teefabrik oder vermarkten ihren Tee gemeinschaftlich ?ber ihre Kooperative ATLM (Adivasi Tea Leaf Marketing Society), um beim Abwiegen der Ernte nicht betrogen zu werden und bessere Preise zu erhalten. Adivasi-Familien bauen auch Pfeffer, Ingwer und Kaffee an.
Armutsbek?mpfung durch kooperative Vermarktung
Im Fairen Handel mit Gro?britannien und Deutschland vermarkten die Adivasi einen Teil ihrer Produkte: vor allem Tee, aber auch Pfeffer, Seifen oder anderes. Doch die Vision unserer indischen Partner/innen geht ?ber den Fairen Handel hinaus:
In dem vom Adivasi-Netzwerk AMS mit initiierten Handelsnetzwerk "Just Change" vermarkten die Adivasi ihre Produkte zu fairen Preisen im Tausch mit anderen indischen Kooperativen. W?hrend einerseits die gemeinschaftliche Vermarktung den Produzent/innen eigene Einnahmen bringt, werden durch den gegenseitigen Handel mit t?glichen Konsumg?tern wie z.B. Tee oder Kokosnuss?l gleichzeitig die Lebenssituationen der anderen Beteiligten verbessert. Eine sozial gerechte und ?kologisch nachhaltige Wirtschaft wird bef?rdert. Statt von einem freien Markt an den gesellschaftlichen und ?konomischen Rand gedr?ngt zu werden, gestalten marginalisierte Bev?lkerungsgruppen den Handel zum gegenseitigen Nutzen aktiv mit. Beim Handelsmodell von "Just Change" sind Investor/innen, Produzent/innen und Konsument/innen gleichwertig am Gewinn beteiligt. 2011 wurde die Initiative des Partizipativen Kapitals gestartet. Von der Realit?t eines ?konomisch wirklich starken, weit vernetzten alternativen Handelsnetzwerks ist man noch ein gro?es St?ck entfernt ? doch die Idee inspiriert viele und viele profiteren bereits. Heute ist "Just Change" in 250 D?rfern vier indischen Bundesstaaten aktiv, mindestens 10.000 Familien profitieren direkt. "Just Change" m?chte weiter wachsen und zum Nachahmen anregen, ?berall auf der Welt.
Eine andere innovative Idee ist die Adivasi-Kooperative im Walddorf Chembakolli, die seit 2009 in Absprache mit der Forstverwaltung M?bel herstellt. Gerade erst war der Forest Rights Act in Kraft getreten, welcher Adivasi die Nutzung von Waldprodukten gestattete und sie hinsichtlich der Nutzung von Waldprodukten entkriminalisierte ? da gab es schon erstmals diese Kooperation zwischen Adivasi und Forstverwaltung. Diesem innovativen Projekt ging eine intensive Lobbyarbeit voraus. Ausgebildet wurden die Adivasi von Handwerkern aus dem Nachbarbundesstaat Kerala. Die M?bel werden aus dem biegsamen Holz des Lantana-Busches hergestellt. Lantana ist ein eingewandertes schnell wachsendes Geh?lz, welches die einheimische Flora in den W?ldern gef?hrdet und die Gef?hrdung der B?ume durch Waldbr?nde erh?ht, weshalb sein Einschlag auch von ?kologischem Interesse ist. Die St?hle, Tische, Regale oder Sofas werden in Indien vermarktet.
Die lokale Umweltschutz-Organisation "The Shola Trust" in Gudalur, in der auch junge Adivasi mitarbeiten, vermarktet Waldhonig von Adivasi als ?Bhee Honey? in den indischen Metropolen. Vor allem f?r die Kattunaicken-Adivasi ist das Honigsammeln traditionelle Lebensgrundlage. Heute gibt es noch etwa 200 bis 300 Honigsammler unter den Kattunaicken der Gudalur-Region. 2013 zum Beispiel wurden 14 Tonnen Wildhonig aus 12 Adivasi-D?rfern vermarktet. Es geh?rt zur ?berlieferten Praxis der Honigsammler, auf ?kologisch nachhaltige Art und Weise zu sammeln und einen Teil der Bienenst?cke und Waben intakt zu lassen.
Adivasi-Netzwerk AMS:
Kampf gegen Korruption
Korruption in Indien
Korruption ist ein weit verbereitetes Problem (nicht nur) in der indischen Gesellschaft: Bei Politik, Polizei und Verwaltung, in der Wirtschaft und auch bei Nichtregierungsorganisationen, im Bildungs- und Gesundheitssektor. Korruption behindert die wirtschaftliche und die soziale Entwicklung eines Landes. Korruption wirkt auf alle Lebensbereiche der Menschen in Indien: wenn Investitionen nur eingeschr?nkt oder gar nicht der Bev?lkerung zugute kommen; wenn Infrastruktur und Ausstattung der ?ffentlichen Bildung und Gesundheit hinter den technischen und finanziellen M?glichkeiten des Landes zur?ckbleiben; wenn Menschen, um ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, Schmiergelder zahlen m?ssen. Armut grenzt die Menschen, denen so ihre Rechte verwehrt werden, doppelt aus. Dies betrifft auch die Adivasi in den s?dindischen Nilgiris-Bergen in ihrem t?glichen Leben. Und es betrifft die Menschen, die mit gutem Willen und sozialem wie politischen Engagement die Gesellschaft ver?ndern wollen.
Klarer Standpunkt gegen Korruption
Unsere indischen Partner/innen, das Adivasi-Netzwerk AMS und die Nichtregierungsorganisation ACCORD, haben von Anfang an einen klaren Standpunkt gegen Korruption vertreten: Sie zahlen keine Schmiergelder und keinen Anteil staatlicher F?rdermittel an Beamte, auch wenn es bedeutet, dass ihrem Kampf f?r die Rechte der Adivasi Steine in den Weg gelegt werden. Ihre Buchhaltung lassen unsere Partner/innen ausf?hrlich pr?fen. Adivasi-Krankenhaus, Adivasi-Schule, Teeplantage, die d?rfliche Bildungs- und Gesundheitsarbeit der Adivasi und ihre Kooperativen und Dorfgruppen wurden und werden ohne Korruption aufgebaut und betrieben. Damit haben sich unsere Partner/innen einen guten Ruf in den Adivasi-D?rfern, bei der lokalen Bev?lkerung und bei unbestechlichen Beamten wie bei anderen Organisationen erworben. Sie zeigen, dass soziales und politisches Engagement auch ohne Korruption erfolgreich m?glich ist.
Ramdas, Mitbegr?nder der Adivasi-Schule in Gudalur, sagt:
?Man kann nicht eine Schule leiten und Kinder unterrichten - und gleichzeitig korrupt sein. Wenn du Prinzipien hast, dann bleibe dabei. Aber die meisten Leute haben keine Prinzipien, sie wollen einfach ihre Sachen erledigt bekommen. F?r uns war von Anfang an klar, dass wir keine Schmiergelder zahlen werden.?
Projektarbeit gegen Korruption
In der dezentralen Organisation der Adivasi in 300 D?rfern leisten unsere Partner/innen erfolgreiche Projektarbeit - ohne Korruption: mit klaren Standpunkten gegen Korruption, mit Traininigs in Finanzbuchhaltung und mit Transparenz.
In der lokalen Verwaltung haben sie durchgesetzt, dass Beamte zu bestimmten Terminen in Adivasi-D?rfer kommen, um Geburtsurkunden und Adivasi Certificates auszustellen. Vor den Augen aller werden dann viele Urkunden ausgestellt ? ohne Schmiergelder, welche den Adivasi, die sonst einzeln zu den Verwaltungsstellen gehen m?ssten, sonst nicht erspart blieben. Diesen Einfluss haben sie sich durch ihre erfolgreiche Projekt- und Lobbyarbeit erarbeitet.
Unser indischer Partner Ramdas kommentiert:
"Die Beamten hier m?ssen nachweisen, dass sie etwas f?r die Situation der Adivasi hier tun. Sie bekommen Druck von oben, auch durch die Probleme, welche die Regierung durch militante Widerstandsbewegungen der Naxaliten, von denen viele Adivasi sind, bekommt. Sie erkennen, dass sie die Probleme auch ?konomisch und sozial l?sen m?ssen, und nicht einfach nur milit?risch. Aber wer hier in den Nilgiris-Bergen etwas f?r die Adivasi erreichen will, kommt am Adivasi-Netzwerk AMS nicht vorbei."
Unter Korruptionsverdacht?
Das Problem ist, dass Korruption so gegenw?rtig ist, dass sie auch unschuldigen Menschen unterstellt wird - und das Ansehen guter und wichtiger Projektarbeit darunter leidet. ?ble Nachrede trifft auch Leute, die sich durch ehrliche und korruptionsfreie Projektarbeit auszeichnen. Transparenz von Seiten der Projekte hilft. Und es ist wichtig, von au?en genau hinzuschauen und nachzufragen. Projekten pauschal das Vertrauen abzusprechen oder die Unterst?tzung zu entziehen, schadet ehrlichem Engagement.
Es ist wichtig, positive Bem?hungen und Projekte zu unterst?tzen.
Auch unsere indischen Partner sahen sich in den Anfangsjahren Korruptionsvorw?rfen ausgesetzt. Interessant ist, von welcher Seite diese kamen:
Zum einen vom Gr?nder einer ebenfalls in der Region t?tigen Nichtregierungsorganisation (NGO) f?r Adivasi. Er f?hrte Delegierte seiner Geldgeber durch Adivasi-D?rfer und gab Lernzentren unserer Partner/innen als angeblich von seiner NGO initiiert und finanziert heraus. Unsere Partner/innen sind aber keine NGO, die kommt und wieder geht und den Leuten vor Ort egal ist. Es ist ein Netzwerk von 15.000 Adivasi, die sich in 300 D?rfern organisieren, vernetzen, und in Dorfgruppen und Teams selbst f?r die Verbesserung ihrer Lebenssituation aktiv sind. Sie wussten, was ihres ist. Nachdem anfangs Adivasi des Netzwerks mit der NGO kooperiert hatten, bekamen sie bald mit, dass da mehr auf dem Papier als in der Realit?t passierte und wandten sich ab. Besagter NGO-Chef versuchte in den D?rfern Adivasi gegen das Netzwerk zu mobilisieren und redete ihm Korruption nach. Unsere Partner/innen ignorierten die NGO. F?r die richtige Verwendung des Geldes seien die Geldgeber zust?ndig, sagten sie. Diese m?ssten richtig hinsehen. Wenn diese NGO tats?chlich Gutes f?r die Menschen tue, sei das auch gut. Wenn es nur auf dem Papier gesch?he, dann w?rden die Menschen in den D?rfern schon merken, worauf sie sich verlassen und wem sie vertrauen k?nnen. Zu einer ?ffentlichen Diskussion von Korruption kam es nicht. Diese w?re auch schwierig zu f?hren - Aussage st?nde gegen Aussage.
Der andere Korruptionsvorwurf gegen die Begr?nder/innen unserer indischen Partnerorganistion kam von zwei Adivasi, die 1994 aus dem Team des Adivas-Netzwerks AMS ausgeschlossen worden waren - wegen Korruption. Bei einer Landrechtskampagne f?r die R?ck?bertragung von Adivasi-Land hatten sich die beiden erfahrenen Animatoren mit dem zust?ndigen Rechtsanwalt selbst Land ?berschreiben lassen. Zun?chst passierte nichts. ?How can we take away their food?, sagten die anderen Team-Mitglieder, die sie nicht der Arbeitslosigkeit und Armut ?berlassen wollten. Aber nach drei Monaten entschied doch das ganze Adivasi-Team, sie auszuschlie?en und die Landtitel wurden berichtigt.
Die beiden korrupten Adivasi standen sp?ter mit Mikrofon am Busbahnhof und erhoben Korruptionsvorw?rfe gegen die Begr?nder/innen unserer Partnerorganisation ACCORD. Niemand glaubte ihnen - auch die umliegenden Ladenbesitzer nicht, die f?r ACCORD immer korrekte Quittungen ausgegeben hatten, w?hrend es durchaus verbreitet ist, sich h?here Betr?ge zur Abrechnung quittieren zu lassen. Der korrupte Rechtsanwalt, der gek?ndigt wurde, fragte, warum sie denn so ein Fass aufmachten, das machten doch alle so.
Und ein erfahrener Animator im Adivasi-Team sagte zu den Korruptionsvorw?rfen gegen die Begr?nder/innen von ACCORD: ?Sie haben so viel f?r uns getan. Selbst wenn sie etwas abgezweigt h?tten, w?re das in Ordnung.? Das war 1994 und vielleicht w?rde er das heute nicht mehr sagen, aber es zeigt, wie verbreitet und akzeptiert Korruption in der indischen Gesellschaft ist.
Ein Bewusstsein daf?r, wo Korruption anf?ngt und eine klare Haltung gegen auch kleine Unterschlagungen und Bestechungen sind aber nicht automatisch gegeben und m?ssen immer wieder gest?rkt werden. Welche Unterst?tzung braucht der stark beanspruchte Adivasi-Manager der Adivasi-Teeplantage, wenn Polizisten ein kleines Schmiergeld fordern f?r die (rechtm??ige) Beschneidung schattenspendener B?ume auf der Plantage vor der Regenzeit? Wie geht man damit um, wenn in einem Adivasi-Kindergarten von der Milch f?r die Kinder aus einem staatlichen F?rderprogramm f?r die anwesenden Eltern ein Milchtee gekocht wird? Es sind viele Gespr?che und eine klare ?berzeugung bei allen Beteiligten notwendig, bis die Idee der Adivasi-Dorfl?den mit Produkten der Kooperativen vielleicht umgesetzt werden kann, will man sowohl wirtschaftlichen Erfolg erreichen als auch die traditionell starke Solidarit?t und Unterst?tzung unter den Adivasi nicht untergraben, dank der Nachbar/innen oder Verwandte durchaus auch kostenlose Waren erhalten w?rden.
Klare Position gegen Korruption zu beziehen, ist eine anhaltende Herausforderung f?r alle.
Auch als Besucher/in in Indien kann man gegen Korruption aktiv werden, indem man kein Schmiergeld zahlt. Westlichen Besucher/innen wird in aller Regel das gesellschaftliche Ansehen entgegengebracht, das es wesentlich leichter macht, ohne Schmiergelder seine Anliegen zu verfolgen. Mit H?flichkeit und Geduld l?sst sich viel erreichen. Wenn nicht, w?re es wichtig, sich erneut seine Prinzipien klarzumachen, bevor man einer vermeintlichen Landessitte folgt. Damit kann man all diejenigen st?rken, die in Indien gegen Korruption antreten oder unter ihr zu leiden haben.
Adivasi-Netzwerk AMS:
Bewegung f?r Landrechte
Die Adivasi siedeln seit Generationen in den Nilgiris-Bergen, doch offiziellen Landbesitz hatten sie nicht. Sie wurden von Teeplantagen und Zuwander/innen immer weiter verdr?ngt. Den Adivasi galten Wald und Boden als Gemeinschaftsbesitz und Felder lie?en sie zwischenzeitlich f?r zehn Jahre ruhen, damit sich der Boden erholen konnte. Eigenes Land f?r den Lebensunterhalt und die M?glichkeit f?r Jagen und Sammeln waren ihnen genommen. Ihre Traditionen und ihr solidarisches Zusammenleben schienen keine Zukunft zu haben. Ohne Kapital, Landbesitz, Bildung, Ansehen und mit nur unregelm??iger Arbeit als Tagel?hner/innen lebten sie in gro?er Armut.
Der Adivasi Subramanian erz?hlt:
"Mein Vater hat sein Land einem Nicht-Adivasi gegeben. Er brauchte es in jenem Jahr und dachte, der andere g?be es ihm im folgenden Jahr zur?ck. Der aber hat es behalten und einen Zaun darum gebaut. Nach drei Jahren besa? er ein offizielles Dokument und sagte, ihm geh?re das Land. So wie uns ging es vielen Familien."
In den 1980er Jahren hatte die Landlosigkeit zu so gro?er Armut und Frustration unter den Adivasi gef?hrt, dass sie sich schlie?lich dagegen wehrten. 10.000 Adivasi demonstrierten am 5. Dezember 1986 in der Kleinstadt Gudalur f?r Landrechte. Dies war das erste Mal, dass sich Adivasi der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften zusammen fanden. Es war das erste Mal, das sie sp?rten, dass sie so viele sind - und dass die ?ffentlichkeit Notiz davon nahm. Bis dahin gingen Politik und Verwaltung von nur wenigen Tausend Adivasi in den Nilgiris-Bergen aus - und pl?tzlich demonstrierten allein 10.000. Sie blockierten f?r Stunden die Stra?e.
Weitere Demonstrationen fanden statt, die Adivasi organisierten sich - das Adivasi-Netzwerk AMS mit den Dorfgruppen (Sangams) entstand. Als ein Grundbesitzer eine Stra?e durch Adivasi-Land bauen wollte, blockierten sie das Baufahrzeug und konnten Polizei und Verwaltung von ihrem Recht ?berzeugen. Die Landrechtsbewegung der Adivasi mit Demonstrationen, ?ffentlichkeits- und Lobbyarbeit hat etlichen Adivasi-Familien zu einem Landtitel verholfen. Auf ihrem St?ck Land bauen viele Tee, Kaffee und Pfeffer an und erhalten so ein Einkommen. Etwas Gem?se und Obstb?ume dienen dem Eigenbedarf. Die Landrechtsbewegung der Adivasi ist noch immer aktuell, da es noch immer landlose Adivasi und Armut unter den Adivasi gibt und Land in den Nilgiris-Bergen immer knapper und teurer wird.
Ein aktuell wichtiges Thema ist die Geltendmachung der Anspr?che f?r Waldnutzungsrechte - jede Familien und jede betroffene Dorfgemeinschaft muss ihre Rechte f?r sich rechtlich geltend machen. Die Adivasi im Netzwerk AMS unterst?tzen dies in eigens gegr?ndeten Gruppen (forest rights commitees) durch speziell angeleitete Animator/innen.
Adivasi-Netzwerk AMS:
Schule und Bildung
Die schwierige Bildungssituation von Adivasi-Kindern
Kinder spielen eine wichtige Rolle in Familie und Gemeinschaft der Adivasi der Gudalur-Region. Sie werden geliebt und anerkannt. Traditionell d?rfen auch Kinder an den Entscheidungen der Dorfgruppen (sangams) gleichberechtigt mitwirken. Sie und ihre Eltern wollen Bildung - entgegen allen Vorurteilen gegen?ber Adivasi. Aber die Bildungssituation der Adivasi in den Nilgiris-Bergen ist sehr schwierig. Die D?rfer sind oft abgelegen - nicht selten haben schon kleine Kinder einen gef?hrlichen Schulweg von einigen Kilometern Fu?weg durch den Wald. Die Familien besonders arm und benachteiligt. An den staatlichen Schulen spielen Sprache und Kultur der Adivasi keine Rolle; spezifische Bed?rfnisse der Adivasi-Kinder werden oft nicht ber?cksichtigt. Auch brauchen die Familien Geld f?r Schuluniformen und Schulmaterialien. Schwierige Lernbedingungen zu Hause und an staatlichen Schulen f?hren zur Benachteiligung und immer wieder auch zum Schulabbruch. Viele Kinder gehen nicht regelm??ig zur Schule oder brechen sie ab.
Unter dem Dach der Adivasi-Bildungsorganisation "Vishwa Bharata Vidyodaya Trust" in Gudalur werden Adivasi-Kinder erfolgreich unterrichtet und erhalten auch Schulabbrecher/innen eine zweite Chance. Sie leben und lernen auch zusammen mit ausgebildeten bzw. erfahrenen Adivasi. An den beiden Adivasi-Schulen in Gudalur und in den d?rflichen Lernzentren werden die Bed?rfnisse der Adivasi-Kinder erkannt und ber?cksichtigt.
Surendiran, Adivasi der Mullakurumba, und langj?hriger Leiter der Adivasi-Schule "Vidyodaya"
"Unsere Kinder sollen lernen, stolz darauf zu sein, wer sie sind und die Gesellschaft als aktive Mitglieder zu gestalten."
Die Adivasi-Schule "Vidyodaya" in Gudalur
Um die Adivasi-Kinder bestm?glich zu unterrichten, hat das Adivasi-Netzwerk AMS unter dem Dach der Adivasi-Bildungsorganisation ?Vishwa Bharata Vidyodaya Trust? eine Adivasi-Schule in der Provinzstadt Gudalur f?r Adivasi-Kinder aufgebaut. An dieser Tagesschule lernen bis zu 100 Adivasi-Kinder bis zur 5. Klasse. Mit einem eigenen Schulbus wird ein Teil der Kinder aus einigen abgelegenen Adivasi-D?rfern gebracht. Die Kinder gehen gern auf die Adivasi-Schule und lernen gut. Bis 2014 wurden Adivasi-Kinder auch bis zur 8. und dann sogar bis zur 10. Klasse unterrichtet, doch trotz der anerkannten p?dagogischen Erfolge f?hrten neue gesetzliche Regelungen, h?here Anforderungen an Bau und Ausstattung der Schule und an Ausbildung der Lehrkr?fte dazu, dass seit 2014 die Adivasi-Schule nur noch bis zur 5. Klasse unterrichten darf. Individuelle L?sungen f?r ?ltere Sch?ler/innen wurden bei diesem ?bergang gefunden.
Seit 2016 gibt es an der Adivasi-Schule einen Orientierungskurs ("Foundation Course") f?r ?ltere Sch?ler/innen: Jeweils 10 bis 15 Adivasi-Jugendliche werden von Vidyodaya untergebracht und verpflegt und unterrichtet. Sie erhalten einerseits Unterst?tzung und Unterricht, um die Pr?fungen der 10. Klasse zu bestehen. Andererseits erhalten sie berufliche Orientierung und lernen eigene St?rken kennen, so dass sie sich anschlie?end entscheiden k?nnen, welchen Schwerpunkt sie ab der 11. Klasse w?hlen wollen oder ob sie lieber einen technischen beruflichen Kurs absolvieren wollen.
Die Schule und die Bildungsarbeit ist weiter ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit der Adivasi - und nach wie vor zeigt die Adivasi-Schule, dass und wie gute Bildung auch f?r Adivasi-Kinder m?glich ist.
Seit April 2015 ist die Adivasi-Schule "Vidyodaya" in Gudalur als eine von sieben Schulen in Indien als Ashoka Changemaker School anerkannt. mehr zu Ashoka-Schulen hier...
Sanjana Janardhanan, Programm-Manager der "Ashoka Changemaker Schools" ?ber die Adivasi-Schule:
"Vidyodaya School is exemplary of a workable and successful model of changemaker education for the tribal communities in India. When both the government, and the tribal community itself, had given up on the education of the tribal child, Vidyodaya demonstrated a system that challenges old school and elitist thinking."
Video ?ber die Adivasi-Schule:
Lernen Sie die Adivasi-Schule in Gudalur kennen - mit einem Video (6:30 min), gedreht von der Ashoka Foundation (2015). Die Adivasi-Schule ist als Ashoka Changemaker School anerkannt.
Video ansehen...
Von Anfang an hatte die Vidyodaya-Schule das Bestreben, nich nur eine Anzahl von Kindern zu unterrichten ? sondern es ging immer auch darum, der Gesellschaft und der Regierung zu zeigen, dass Bildung f?r Adivasi-Kinder sehr wohl und erfolgreich m?glich ist, wenn sie richtig angegangen wird. 2009 wurde die Adivasi-Schule von der indischen Regierung als alternative Schule anerkannt. Dies berechtigte die Adivasi dazu, selbst Pr?fungen abzunehmen und Lehrpl?ne zu gestalten und damit auch traditionelles Wissen der Adivasi zu unterrichten und gleichzeitig die Sch?ler/innen f?r gute Schulabschl?sse und h?here Bildung zu bef?higen. Auch die Regierung von Tamil Nadu sah die Erfolge der Arbeit ? Vidyodaya wurde 2012 ausgew?hlt, Adivasi-Kinder, welche staatliche Schulen abgebrochen hatten, als Internatsschule zu unterrichten. Bis 2016 lebten also auch Kinder zwischen der 1. und 8. Klasse in der Schule und wurden von jungen Adivasi-Lehrer/innen betreut, welche von Vidyodaya in zwei Jahren ausgebildet worden waren. Auch im Adivasi-Dorf Manvayal begannen der Unterricht und die Betreuung von 50 Schulabbrecher/innen. Allerdings war es f?r das Schulteam frustrierend zu sehen, wie viele der Adivasi-Kinder, die nach dem Ende des zweij?hrigen Programms an ihre fr?here staatliche Schule zur?ckkehren mussten, bald erneut die Schule abbrachen.
Der Erfolg der Adivasi-Schule "Vidyodaya" und ein neues staatliches Programm erm?glichten im Sommer 2016 die Er?ffnung einer Adivasi-Internatsschule f?r ehemalige Schulabbrecher/innen.
Die neue Adivasi-Internationsschule in Gudalur
Seit Sommer 2016 betreibt die Adivasi-Bildungsorganisation "Vishwa Bharata Vidyodaya Trust" (Vbvt) eine zweite Schule in Gudalur. Hier k?nnen Adivasi-Kinder, welche staatliche Schulen abbrachen, wohnen und lernen - bis zum Ende ihrer verbleibenden Schulzeit von der 1. bis zur 8. Klasse. Die Finanzierung von Bau und laufenden Kosten dieser "SSA Vbvt Access Residential School" erfolgt durch die staatlichen Programme SSA ("Sarwa Siksha Abhiyan" = Bewegung der Bildung f?r alle) und "Access". Der Unterricht wird konzipiert und durchgef?hrt von Vidyodaya (Vbvt).
Die neuen Lehrkr?fte werden von zwei erfahrenen Adivasi-Lehrer/innen darin geschult, den alternativen Unterricht von Vidyodaya und die besondere ermutigende Atmosph?re umzusetzen. Und vielleicht haben k?nftig noch mehr Adivasi den geforderten Bildungsabschluss als Lehrkraft, es ist zu w?nschen.
Noch ist die Adivasi-Internatsschule im Aufbau. Bald werden 100 Adivasi-Kinder hier lernen und leben. Um das Wohnen angenehm zu gestalten und das in Delhi konzipierte Schulgeb?ude den klimatischen Bedingungen vor Ort anzupassen, investierte Vidyodaya eigene F?rder- und Spendengelder f?r eine gr??ere K?che, einen Waschplatz mit Waschmaschine, einen Trockenplatz auf dem Dach. Bald soll eine mit Solarenergie betriebene Warmwasseranlage hinzukommen.
Die d?rfliche Bildungsarbeit
In Kooperation mit der Adivasi-Gesundheitsorganisation ASHWINI wurde bereits im l?ndlichen Gebiet Land gekauft f?r eine Schule. Dies soll eine Schule f?r Schulabbrecher/innen entstehen, welche dort im zweiten Schritt eine Lehre absolvieren k?nnen sollen.
Bereits jetzt gibt es d?rfliche Lernzentren, in den die Adivasi-Kindern nach der Schule beim Lernen unterst?tzt werden, mobile Dorfbibliotheken, regelm??ige Bildungscamps f?r Schulabbrecher/innen und zur Examensvorbereitung, ein Sparprogramm f?r Kinder, ein Fonds zur Unterst?tzung von Eltern sowie nicht zuletzt eigenes Bildungs- und Unterrichtsmaterial in Adivasi-Sprachen. In Zusammenarbeit mit dem Linguistic Survey of India werden Adivasi-Sprachen mit der Tamil-Schrift und Sonderzeichen verschriftlicht; als Bildungsarbeiter/innen ausgebildete Adivasi erstellen Alphabete in den Adivasi-Sprachen. Seitdem die Kinder von freiwilligen Adivasi aus ihren D?rfern zur Schule begleitet werden, gehen fast alle Kinder regelm??ig zur Schule.
Digitale Bildung: Ein Community Information Resource Centre (CIRC)
Im August 2015 wurde vom Adivasi-Netzwerk AMS in Erumad in den Nilgiris-Bergen das erste Gemeinschaftszentrum f?r digitale Kommunikation er?ffnet - ein "Community Information Resource Centre" (CIRC). Hier k?nnen die Adivasi der umliegenden D?rfer Computer, Internet und Drucker nutzen und sich darin weiterbilden. Seit 2007 sind in ganz Indien in Kooperation mit lokalen Organisationen 120 solche Zentren f?r benachteiligte Bev?lkerungsgruppen entstanden, in den Nilgiris-Bergen ist es das erste. Die Potentiale von Computer, Tablet und Internet spielen in der Arbeit der Adivasi und ihrer Vernetzung eine immer gr??ere Rolle - so kann ein Adivasi-Gesundheitsarbeiter beim Dorfbesuch mit Tablet und Internet direkt Daten an das Adivasi-Krankenhaus in Gudalur weiterleiten. Damit auch die Adivasi in den zum Teil abgelegenen D?rfern Computer und Internet nutzen und selbstsicher an der Gesellschaft teilhaben k?nnen, ist das erste "CIRC"-Zentrum in den Nilgiris-Bergen sehr wichtig. mehr: www.circindia.org...
zur?ckAMS: Schule und Bildung
Adivasi-Netzwerk AMS:
Erhalt von Traditionen
Belebung von Traditionen und Glaube
Die 15.000 Adivasi, die sich im Adivasi-Netzwerk AMS organisieren, haben ihre eigenen Traditionen. Sie sprechen Adivasi-Sprachen: Paniya, Mullakurumba, Bettakurumba, Kattunaicken und Irula. Sie haben je eigene Traditionen hinsichtlich Kleidung, Schmuck, religi?sen Riten und Feiern sowie d?rflichem Zusammenleben.
Gemeinsam sind ihnen als indischen Ureinwohner/innen eine enge materielle und spirituelle Beziehung zur Natur. Sie nutzen Waldprodukte f?r ihren Lebensunterhalt und leben gemeinsam mit der belebten Natur und den Ahnen unter ihnen. Beim Jagen und Sammeln beachten sie vielf?ltige Regeln des ?kologischen Umgangs mit der Natur. Nur einzelne Adivasi sind zum Christentum konvertiert. Die Adivasi sind auch keine Hindus, auch wenn religi?se Feste und Gebetszeremonien (Puja) durch viele Generationen des Zusammenlebens ?hnlichkeiten mit lokalen hinduistischen Traditionen aufweisen und Adivasi durchaus auch hinduistische Tempel besuchen.
Badchi, eine Adivasi der Bettakurumba, sagt ?ber die Religion der Adivasi:
"Es ist unser Gl?ck, dass unsere G?tter mit uns in unseren D?rfern und mit unserem Volk leben. So m?ssen wir sie nicht in einer Moschee, einem Tempel oder einer Kirche suchen. Religion, Konversion, Hindu, Muslim oder Christ zu sein, ist schwer zu verstehen. F?r uns sind die G?tter wichtig, nicht die Religion."
Dorf?lteste leiten religi?se Zeremonien, legen den Tag einer Hochzeit fest, vermitteln im Streit und berufen die Dorfversammlung ein, auch Frauen haben bestimmte Funktionen inne. Die Team-Mitglieder und Leiter der Dorfgruppen (Sangams) arbeiten gut mit den Dorf?ltesten zusammen.
Im Adivasi-Netzwerk AMS beleben die Adivasi die traditionellen Feste und religi?sen Zeremonien ihrer Adivasi-Gemeinschaften. Diese Traditionen wurden wieder belebt, indem die Animator/innen zum Beispiel organisieren, dass in den D?rfern Geld f?r die Feste gesammelt wird. Ein Mal j?hrlich f?hrt das Adivasi-Netzwerk AMS ein gro?es Adivasi-Festival durch, welches alle Adivasi der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften miteinander verbindet und zu dem mehrere Tausend Adivasi kommen. Traditionelle Spiele, Musik und T?nze, Wettk?mpfe im traditionellen Bogenschie?en u.v.m. unterhalten die Adivasi auf dem Fest. Eine gemeinsame Gebetszeremonie, bei der f?nf Lichter f?r die f?nf Adivasi-Gemeinschaften entz?ndet werden, symbolisiert die gemeinschaftliche Identit?t und den Zusammenhalt als Adivasi.
Die Adivasi haben begonnen, alte heilige Haine (die Kavus) mit gemeinschaftlichen Zeremonien wiederzubeleben. Ein Team von jungen Adivasi kartierte bereits Dutzende solcher Kavu per GPS. Der n?chste Schritt ist, die Landrechte an St?tten, welche inzwischen von Nicht-Adivasi widerrechtlich eingenommen wurden oder inmitten von Teeplantagen liegen, geltend zu machen.
Kultur und Bildung
Traditionelles Wissen der Adivasi flie?t in die Bildungsarbeit ein und soll lebendig gehalten werden.
Es werden Lieder und T?nze dokumentiert und an der Adivasi-Schule unterrichtet. Die Adivasi-Sprachen werden verschriftlicht in Kooperation mit einem indienweiten Projekt zur Sprachenvielfalt. Bildungsteams arbeiten in den D?rfern mit Adivasi an der Erarbeitung von Bild-W?rterb?chern und einem Alphabet, aufbauend auf der Landessprache Tamil. In der Adivasi-Sprache Paniya wurden bereits ?berlieferte Geschichten der Paniya aufgeschrieben.
Ein Kulturzentrum der Adivasi als kleines, aber lebendiges Museum der Adivasi ist in Gudalur im Aufbau. Es richtet sich an G?ste in Gudalur ebenso wie an die junge Adivasi-Generation. Das Adivasi-Team des Kulturzentrum bereitet f?r die monatlichen gro?en Teamtreffen jeweils eine neue Einlage der kulturellen Bildung vor: mal werden Gerichte aus traditionell gesammelten Waldprodukten gereicht, mal ein Schattenspiel ?ber die Diskriminerung von Adivasi durch Geldverleiher aufgef?hrt, mal ein Film ?ber nordinische Adivasi.
Die Stellung der Frau
In der Arbeit unserer indischen Partner/innen arbeiten Frauen und M?nner gleichberechtigt zusammen. Sie arbeiten zusammen im Team, auch unter der F?hrung von Frauen, gehen zusammen auf Haus- und Dorfbesuche. Die Adivasi-Schule unterrichtet M?dchen und Jungen zusammen.
Die Frau in den Adivasi-Gemeinschaften ist traditionell sehr frei und gleichberechtigt - auch wenn es traditionelle Rollen und Aufgaben f?r Frauen und M?nner gibt und Frauen bei der Heirat in der Regel in das Haus ihres Mannes ziehen. Frauen haben die gleiche Stimme wie M?nner bei Entscheidungen, bewegen sich frei und haben keine strenge Kleidervorschrift zu befolgen. M?dchen und Jungen lernen und spielen zusammen, M?nner und Frauen arbeiten zusammen.
Traditionell war bei den Adivasi der Gudalur-Region die Liebesheirat vorherrschend. Homosexualit?t allerdings ist auch bei den Adivasi wie insgesamt in der indischen Gesellschaft noch ein Tabu-Thema. Die Partner oder die Partnerin soll zwar aus der gleichen Adivasi-Gemeinschaft kommen, bei den Mullakurumba aber nicht aus dem gleichen Clan, doch ansonsten waren die M?dchen und Jungen frei in ihrer Wahl, Bekanntschaften zu schlie?en und Beziehungen einzugehen - Bei den Paniya galt ein M?dchen erst dann als fest gebunden, als verheiratet, wenn sie schwanger wurde. Scheidungen und neue Ehen waren m?glich und es oblag dem Paar und ihren Familien, zu regeln, wer die Kinder nach einer Trennung aufzog. Zum Teil werden diese relativ freien Regeln noch immer gelebt. Doch insgesamt zeigt sich der starke kulturelle Einfluss der Moralvorstellungen der indischen Mehrheitsgesellschaft auf die Adivasi: Immer mehr junge Adivasi sollen keine nichtehelichen Beziehungen f?hren, eine arrangierte Ehe eingehen und ihnen ist kaum bewusst, dass es im Zusammenleben der Adivasi vor einer Generation noch ganz anders war. Diese strengeren Moralvorstellungen werden auch immer wieder deutlich, wenn moralisches "Fehlverhalten" in den Teams diskutiert wird und Einzelne auch aus einem Team ausgeschlossen wurden. Dieser kulturelle Einfluss wirkt sich negativ auf die Stellung der Frau aus, auch wenn Adivasi-Frauen vergleichsweise noch gleichberechtigter sind. Unverheiratete oder verwitwete Frauen haben keine Diskriminierung zu bef?rchten, M?dchen werden gegen?ber Jungen nicht benachteiligt.
Ein Problem f?r die Frauen und Familien ist der Alkoholismus vor allem unter M?nnern. Die Adivasi-Gesundheitsorganisation ASHWINI k?mpft gegen Alholismus, Frauen schlie?en sich zusammen und treten ihren M?nnern entgegen.
Ammani, eine Adivasi der Paniya und Leiterin einer Adivasi-Frauengruppe, berichtete:
"Mein Mann ist ein guter Mann und unterst?tzt mich sehr. Aber er hatte angefangen zu trinken. Das ist etwas, was ich nicht tolerieren kann. Wir hatten im Sangam beschlossen, gegen Alkohol zu k?mpfen. Ich hatte ihn einige Male gewarnt. Eines Samstag Abends kam er wieder betrunken nach Hause. Ich schloss die T?r ab und sagte ihm: 'Du kannst die Nacht drau?en bleiben, betrunken wirst du dieses Haus nicht wieder betreten.' Es war eine harte Entscheidung, weil es Monsun war und regnete. Er bettelte: 'Wie kannst du so herzlos sein, ich werde krank.' Aber ich blieb dabei. Das war das letzte Mal, dass er betrunken nach Hause kam."
Teilen und Unterst?tzung
Teilen und Solidarit?t sind traditionell bestimmende Werte im Zusammenleben der Adivasi.
D?rte B. sagte als Theologie-Studentin nach ihrer ersten intensiven Begegnung mit Adivasi:
"Teilen ist schwierig. Es geht dabei nicht nur um das, was man auf den Tisch stellt, sondern darum, ob man alles teilen kann - diesen Unterschied habe ich von den Adivasi gelernt."
Die Gemeinschaft ist zentral f?r die Adivasi. Entscheidungen werden ausf?hrlich diskutiert und im Konsens getroffen, d.h. eine Entscheidung gilt erst dann, wenn sie von allen mitgetragen wird. Bei einer beratenden Dorfversammlung haben alle die gleiche Stimme bei Diskussion und Entscheidung - auch Kinder und Jugendliche: Als die Adivasi die ersten Dorfgruppen (Sangams) bildeten, um f?r Landrechte zu k?mpfen, legten sie einen niedrigen Monatsbeitrag von 10 Rupien fest, um das Gemeinschaftsgef?hl zu st?rken. Sogar ein Schuljunge wollte sich unbedingt im Sangam engagieren. Er zahlte seine Beitr?ge zuverl?ssig. Das Geld daf?r verdiente er selbst - auf dem Schulhof beim Murmelspiel. Bei den Diskussionen wurde er ebenso ernst genommen wie die Erwachsenen.
Ihr traditioneller Zusammenhalt ist die Grundlage der Basis-Entwicklungsarbeit der Adivasi. Weil alle Adivasi in Entscheidungen einbezogen werden und eine Idee nur dann umgesetzt wird, wenn alle dahinterstehen, bleiben Solidarit?t und Unterst?tzung lebendig. Deshalb sind die Adivasi mit ihrer Entwicklungsarbeit so erfolgreich, deshalb funktioniert hier wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe.
So funktioniert die Hilfe zur Selbsthilfe:
Beim Projekt zur F?rderung von Gem?seanbau bei Adivasi ab 2015 funktioniert sie zum Beispiel so:
Das Problem der verbreiteten Mangelern?hrung bei Adivasi f?hrte zu der Idee, Adivasi-Familien mit Gem?sesamen und Anleitung beim Anbau von Gem?se zu unterst?tzen. Ein kleines Pilotprojekt mit wenigen Adivasi-Familien zeigte die Machbarkeit. Nun sollen bis zu 1.000 Adivasi-Familien von diesem Projekt profitieren.
Auf den monatlichen All Team Meetings des Adivasi-Netzwerks AMS w?hlen die Adivasi anhand von eigenen Kriterien aus, in welchen D?rfern das Projekt des Gem?seanbaus durchgef?hrt werden soll. Die in den D?rfern aktiven Animator/innen der Adivasi informieren die Dorfbewohner/innen auf den Dorftreffen ?ber gesunde Ern?hrung und die Idee des Projekts. Haben sich die Dorfbewohner/innen f?r das Projekt entschieden, wird es mit den Frauen des Dorfes durchgef?hrt. Sie erhalten Informationen zu gesunder Ern?hrung und Gem?seanbau und ein Set Samen und im weiteren Verlauf Beratung und Unterst?tzung. Die Frauen ziehen auch Samen heran, die an andere Familien weitergegeben werden. So kommt das Projekt im weiteren Verlauf noch mehr Adivasi-Familien zugute.
Die erste Herausforderung bei diesem Projek ist die Akzeptanz der Adivasi. Es ist etwas Neues f?r die Adivasi heute, zur Verbesserung der eigenen Ern?hrung gezielt Gem?se anzubauen. Solange die Familien und Dorfbewohner/innen nicht ?ber die Zutaten einer ausgewogenen Ern?hrung Bescheid wissen, die Bedeutung der Ern?hrung f?r ihre Gesundheit nicht verstehen und die gesunden Bestandteile bestimmter Gem?se und Nahrungsmittel nicht sch?tzen, wird f?r sie ein mit einem Teller Reis gef?llter Magen ausreichend sein.
Deshalb ist die Arbeit der Animator/innen des Adivasi-Netzwerks AMS so wichtig, zu informieren, aufzukl?ren, zu beraten, zu begleiten. Dies wird ber?cksichtigt: mit ausreichend
Zeit arbeiten die Animator/innen f?r die Akzeptanz des Projekts bei den Dorfbewohner/innen. Erst wenn diese hergestellt ist, wird mit dem Gem?seanbau begonnen.
Die zweite Herausforderung ist, das Projekt nicht f?r einzelne Familien, sondern mit dem ganzen Adivasi-Dorf durchzuf?hren, also jeweils mit mehreren Familien zusammen. Nur dann werden sich die Frauen und Familien beim Gem?seanbau und in der Ern?hrung mit Gem?se gegenseitig motivieren, beraten, unterst?tzen. Solidarit?t und Gemeinschaft werden gest?rkt statt durch Neid, Missgunst oder Boykott untergraben. Nur in gemeinschaftlicher Durchf?hrung ist ein nachhaltiger, langfristiger Nutzen gew?hrleistet. Der gemeinschaftliche Ansatz liegt in den Traditionen der Adivasi und wird von Anfang an in allen Aktivit?ten des Adivasi-Netzwerks AMS ber?cksichtigt. Auch deshalb ist die Arbeit der Animator/innen
mit allen Dorfbewohner/innen so wichtig.
Werte bewahren und sich mit anderen vernetzen
Das Adivasi-Netzwerk AMS kn?pft auch Kontakte ?ber die Region hinaus. Adivasi besuchten zum Beispiel 2004 das Weltsozialforum im indischen Mumbai, halfen 2005 nach dem Tsunami Adivasi-Fischer an der Ostk?ste mit personeller Unterst?tzung, besuchen Adivasi und Kooperativen in anderen Teilen Indiens und kooperieren mit ihnen auch in ihrem alternativen Handelsnetzwerk "Just Change".
Auch die regelm??ig von uns organisierten Besuche einer Gruppe von Adivasi in Deutschland tragen dazu bei, dass sich die Adivasi ihrer bewahrenswerten Traditionen und Werte bewusst werden.
Shanthi, eine Adivasi der Paniya und Lehrerin an der Adivasi, sagt nach ihrem Besuch in Deutschland:
"Mein Vater und die alten Leute haben uns immer gesagt, wie wichtig es ist, dass wir unsere Kultur bewahren. Aber f?r mich waren das nur Worte. Als wir Deutschland besuchten und so viele Menschen unsere Geschichten h?ren wollten, unsere Musik, unsere T?nze sehen wollten, das war beeindruckend. Ich habe ich verstanden, wie wichtig das Teilen ist, das wir Adivasi f?r so selbstverst?ndlich halten. Menschen, die ihren Sinn f?r Gemeinschaft und Teilen verloren hatten, beneideten uns. Erst da habe ich begriffen, wie wir das alles verlieren k?nnten, wenn wir es nicht bewahren. Indem wir unser Zuhause verlie?en, lernten wir, unser einfaches Leben viel mehr sch?tzen."
Eine besondere Herausforderung ist die Bewahrung traditioneller Werte der Adivasi wie Gen?gsamkeit, Teilen und solidarische Unterst?tzung in der heutigen Zeit. Der Wunsch, diese zu bewahren, bestimmen Diskussionen, Entscheidungen und die Entwicklungsarbeit der Adivasi. Auch wenn dies bedeutet, Ideen nicht schnell umsetzen zu k?nnen. Adivasi-L?den, welche Produkte des Handelsnetzwerks "Just Change" unter den Adivasi verkaufen, gibt es als sinnvolle Idee. Sie k?nnen aber erst aufgebaut werden, wenn sich die Adivasi ?ber deren Betrieb im Einklang mit ihren gemeinschaftlichen Traditionen gekl?rt haben. Denn ein Laden kann nicht funktionieren, wenn Nachbarn und Verwandte kostenlos profitieren. Aber gewollt Strukturen solidarischen Teilens zu boykottieren, w?re kontraproduktiv.
Adivasi-Netzwerk AMS:
Umwelt- und Naturschutz
Die Herausforderung, einen ?kologisch nachhaltigen Lebensstil zu bewahren
Traditionell leben die Adivasi einen ?kologisch nachhaltigen Lebensstil, der auf einer spirituellen Achtung aller Elemente der Natur beruht.
Suresh, Adivasi der Kattunaicken, berichtet ?ber eine Begegnung eines alten Adivasi mit einem fremden jungen Mann im Wald:
"Dieser junge Mensch machte sich ?ber uns lustig. Er sagte: 'F?r euch Waldleute ist alles heilig - die B?ume, die Felsen, der Fluss. Aber dann kann man nirgends in die Natur eingreifen, weil alles heilig ist! Wir k?nnen im Wald tun, was wir wollen.' Der alte Mann war sehr aufgebracht, aber er sagte nichts. Er ging in den Wald hinein und bat die Geister und Tiere um Vergebung f?r diesen jungen Mann, der nichts vom Wald wusste."
Die Adivasi beachten eine Vielzahl von ?kologischen Regeln im Umgang mit der Natur: Niemals wird ein trinkendes oder tr?chtiges Tier gejagt, ebensowenig werden V?gel in der Brutzeit und Tiere mit Jungen gejagt. Viele Adivasi-Kinder gehen auf Krabbenjagd. Ein Adivasi-Junge hatte einmal eine wunderbar gro?e Krabbe gefangen. Als er jedoch den kleinen Krabbennachwuchs entdeckte, lie? er die Krabbe wieder frei. Werden Knollen f?r den Verzehr ausgegraben, so werden die Triebe wieder in den Boden gesteckt. Nur ein Teil einer Bambuspflanze wird aus Bauholz geschlagen, bei der Honigernte bleiben stets bestimmte Bienenst?cke und Waben unangetastet.
Der traditionelle Lebensstil der Adivasi geht mit beschr?nkten materiellen Bed?rfnissen und geringem Konsum einher sowie mit einer hohen Ethik des Teilens. 2009 kam eine alte Adivasi-Frau nach heftigen Regenf?llen und ?berschwemmungen in der Gudalur-Region zum Notfalllager und holte ein Matratze f?r ihre Familie ab. Aber noch am selben Tag brachte sie diese zur?ck: Sie habe nicht gewusst, dass schon ein anderes Familienmitglied eine Matratze abgeholt hatte.
Die Herausforderung dieser und der n?chsten Jahre ist es, diese traditionellen Werte trotz der Ver?nderungen im Lebensumfeld und Lebensstil der Adivasi zu bewahren. Sehr viele Adivasi haben einen Fernseher, seitdem diese als Wahlkampfgeschenke verteilt wurden, und sehen Werbung. In der Region sind die Adivasi in der Minderheit und die Konsumgewohnheiten und der Lebensstil der modernen indischen Gesellschaft ?ben einen starken Einfluss aus. Dies umso mehr, als Adivasi auf Arbeitssuche ihrer D?rfer verlassen oder Kinder weiterf?hrende Schulen in der Kleinstadt Gudalur oder in gr??eren St?dten wie Coimbatore oder sogar Bangalore besuchen k?nnen.
Mit Bildungs- und Bewusstseinsarbeit wollen die Teams des Adivasi-Netzwerks AMS erreichen, dass die Werte eines ?kologisch nachhaltigen Lebensstils bewahrt werden - mit Diskussionen auf den Treffen der Teams und Dorfgruppen, im Unterricht an der Adivasi-Schule, mit ?kologisch nachhaltiger Projektarbeit.
Aktivit?ten f?r Umwelt- und Naturschutz
Auf der gemeinschaftlichen Adivasi-Teeplantage werden etwa 20 Hektar des Landes als Wald erhalten. Auf der Teeplantage wurden Heilpflanzen angesiedelt und Fruchtb?ume zur Pflanzung in Adivasi-D?rfern herangezogen. Die Plantage kann bisher noch nicht als ?kologischer Anbau betrieben werden, denn vor allem Schimmelpilze w?hrend des Monsuns sind in diesem Gebiet mit den zweitst?rksten Regenf?llen von ganz Indien ein Problem. Doch sind sich unsere Partner/innen dieser Problematik bewusst und nutzen m?glichst wenig Mittel.
An der Adivasi-Schule werden die Sch?ler/innen auch in ?kologie unterrichtet. Dabei wird naturwissenschafticher Fachunterricht verbunden mit der Vermittlung der traditionell spirituellen Achtung der Natur und traditionellen Wissens ?ber nachhaltige Naturnutzung. Die Sch?ler/innen sammeln in Kooperation mit dem lokalen Rotary-Club Plastikm?ll und ?bergeben ihn der Wiederverwertung. Auch Adivasi-Kinder und -jugendliche nehmen im Rahmen der d?rflichen Bildungsarbeit zum Beispiel an Camps auf der Adivasi-Teeplantage teil und lernen unter anderem Wissenswertes zu Wald und Natur.
Im Rahmen der Projektarbeit errichtete Gemeinschaftsgeb?ude in den D?rfern, das Adivasi-Krankenhaus, die Adivasi-Schule und die Wohnh?user auf der Adivasi-Teeplantage wurden alle umweltfreundlich mit lokalen Materialien errichtet: mit gepressten und nur mit 5% Beton angereicherten Lehmziegeln. Adivasi wurden im Hausbau ausgebildet und bauen in dieser Technik Wohnh?user f?r Adivasi-Familien. Die Nutzung von Solarenergie nicht nur im Adivasi-Krankenhaus, sondern in Adivasi-D?rfern ist ein Ziel f?r die Zukunft.
Im Team der jungen Umweltschutzorganisation "The Shola Trust" in Gudalur arbeiten Adivasi unter anderem an der Kartierung heiliger Haine der Adivasi. Diese sind wahre Hotspots an Artenvielfalt inmitten monotoner Teeplantagen. Wenn sie kartiert und die Landrechte offiziell den Adivasi ?bergeben sind, werden sie erhalten und damit auch die lokale Artenvielfalt. Au?erdem arbeitet die kleine Organisation in Kooperation mit den Adivasi am Schutz von Elefanten und an der Errichtung von gr?nen Korridoren durch Landkauf mit speziellen F?rdermitteln. Elefanten brauchen ein Gebiet von etwa 1.000 km? f?r ihre Wanderungen, doch das Schutzgebiet Mudumalai in den s?dindischen Nilgiris-Bergen ist nur etwa 320 km? gro?. W?lder und die typischen Graslandschaften in den Bergen (Sholas) wechseln sich mit Plantagen und Ortschaften ab. Auf ihren Wanderungen verursachen die Elefanten zum Teil gro?e Sch?den. Die meisten Todesf?lle passieren jedoch nicht an der Schutzgebietsgrenze, wo am h?ufigsten Elefanten gesichtet werden, sondern in weiter entfernten Siedlungen, wo die Menschen nicht auf die Begegnung mit Elefanten vorbereitet sind. Adivasi der Region haben einen gro?en Erfahrungsschatz zur friedlichen Koexistenz mit Elefanten. Adivasi arbeiten bei der Forstverwaltung als Elefantentrainer und f?hren mit zahmen Elefanten verirrte wilde Elefanten in den Wald zur?ck. Die Organisation "The Shola Trust" arbeitet daran, Ein SMS-basiertes Fr?hwarnsystem in den Nilgiris-Bergen zum Einsatz bringen. Jedes Dorf soll einen Konflikt vermeidenden Umgang mit wilden Elefanten finden und dabei von der langen friedlichen Koexistenz zwischen Menschen und Elefanten in der Region lernen, von Adivasi.
?kotourismus auf der Adivasi-Teeplantage
Ecoscape ist seit 2014 das junge ?kotourismus-Projekt auf der Adivasi-Teeplantage. Tourismus wird neben Teeanbau wirtschaftlich immer bedeutender f?r die Region ? und ist meist keineswegs nachhaltig. Ecoscape setzt hier einen Gegenakzent. Es soll Einnahmen und nachhaltige Besch?ftigungsm?glichkeiten schaffen, Umwelt und Natur sch?tzen und die lokale Kultur vermitteln - zusammen mit den Adivasi. Ecoscape ist im Rahmen der Arbeit der Adivasi ein eigenst?ndiges soziales Unternehmen - alle Gewinne dienen der gemeinn?tzigen Entwicklungsarbeit der Adivasi.
Das Projekt tr?gt sich bereits selbst. Ein Team junger Adivasi arbeiten zusammen mit dem Initiator; ein junger Inder, der mit dieser Idee dem Team in Gudalur beitrat. Unsere Partnerorganisation ACCORD ?bernimmt einen Teil der Verwaltungsarbeit. Neben der Betreuung von G?sten finden immer Camps statt: Adivasi und Expert/innen aus Bangalore identifizieren Heilpflanzen, Lehrer/innen der Adivasi-Schule bereiten das neue Schuljahr vor, Adivasi-Kinder erwerben Wissen ?ber Natur, traditionelle Maltechniken oder bereiten sich auf Schule und Examen vor.
Den G?sten von Ecoscape auf der Adivasi-Teeplantage stehen in einem Bungalow drei Doppelzimmer mit Bad, ein Deluxe-Doppelzimmer mit Bad und Balkon sowie ein Mehrbettzimmer f?r sieben Personen zur Verf?gung. Die Preise verstehen sich inklusive Vollverpflegung und Tagesangeboten ? von F?hrungen ?ber Tier- und Vogelbeobachtung bis hin zu Wanderungen zwischen einer Stunde und einem Tag. Beobachten Sie 53 Vogelarten, 45 verschiedene Schmetterlinge, Affen, Rehe und aus sicherer Entfernung Elefanten sowie vielleicht Leoparden oder Tiger. Indische Hochsaison ist im hei?en Sommer im Mai, Hochsaison f?r internationale G?ste ist in der besten Reisezeit November-Dezember. Einen Besuch wert ist die Adivasi-Teeplantage jedoch immer.
Buchen k?nnen Interessierte unter www.ecoscape.co.in.